[Event "Linares 12th"] [Site "Linares"] [Date "1994.??.??"] [Round "2"] [White "Kamsky, Gata"] [Black "Beliavsky, Alexander G"] [Result "1-0"] [ECO "E48"] [WhiteElo "2695"] [BlackElo "2650"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "61"] [EventDate "1994.02.??"] [EventType "tourn"] [EventRounds "13"] [EventCountry "ESP"] [EventCategory "18"] [SourceTitle "CBM 040"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1994.06.01"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1994.06.01"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,61,19,19,22,-14,-10,-3,25,27,22,18,28,19,36,38,42,27,19,19,19,10,26, 10,33,8,16,-4,14,19,18,11,18,5,23,0,11,0,0,94,75,79,59,161,164,132,120,168,186, 159,151,162,163,156,205,115,115,116,137,155,160,164,202,228] Bei unserer sechsten und damit letzten Partie zum Thema "Opfer auf h6" sehen wir zwei interessante Könner am Werk. Als Anziehenden begegnen wir einem "Wunderkind", das als Sechsjähriger bei seiner Einschulung die ersten beiden Klassen überspringen konnte. Gata Kamsky (* 1974), väterlicherseits Tatare, mütterlicherseits Russe, lernte Schach im Alter von sechs Jahren und gewann mit zwölf die Vereinsmeisterschaft von Dynamo Moskau, trotz Teilnahme zweier Großmeister. Im gleichen Jahr wurde er auch Jugendmeister der U18 der UdSSR. 1989, anlässlich des New Yorker Opens blieb er mit seinem Vater in den USA. In diesem Jahr war er bereits auf Platz acht in der Weltrangliste geklettert und der damit bis heute am besten platzierte titellose Spieler. In der Folge - 1990 wurde er GM - gewann er fünfmal die Meisterschaft der USA. Und man erzählt sich, dass der GM für einen Partieverlust noch immer mit väterlichen Ohrfeigen bestraft wurde. Wen wundert es da wirklich, dass er sich 1996 aus dem Profibetrieb zurück zog und ein Studium der Rechtswissenschaften begann. 2004 aber erfolgte der Rücktritt vom Rücktritt. Der Nachziehende in dieser Partie, Alexander Beliavsky, 1953 in Lemberg, Ukraine, geboren, gehörte in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts zu den besten Spielern der Welt. Er wurde viermal sowjetischer Meister, siegte also in den härtesten Turnieren der Welt. Den Großmeistertitel erhielt Beljavsky 1975 und seit 1996 ist er Slowenischer Staatsbürger. Er nahm für die UdSSR, die Ukraine und für Slowenien an insgesamt 15 Schacholympiaden teil.} 1. d4 Nf6 2. c4 e6 3. Nc3 Bb4 4. e3 {Der verlässliche Rubinstein-Aufbau gegen die Nimzoindische Verteidigung.} O-O 5. Bd3 c5 6. Nge2 cxd4 {Natürlich könnte Schwarz mit diesem Abtausch und der teilweisen Auflösung der Zentrumsspannung noch ein wenig zuwarten, aber er liefe damit Gefahr, dass Weiß nach a3 und dem folgenden Tausch auf c3 mit bxc zurückschlägt, um dann mit f3 und e4 eine bedrohliche Zentrumsformation zu erhalten. Das ist ein Vorteil des flexiblen weißen Springerzuges nach e2. Freilich hat dieser Zug nicht nur Vorteile, denn er lässt das Feld e5 ein wenig außer Acht, das nach Sf3 (anstelle von Se2) gut kontrolliert wäre. Soweit der kleine Ausflug in die Welt der Eröffnungen.} ({Gut spielbar ist an dieser Stelle auch} 6... Re8 {oder einer der vier nachfolgend angeführten Züge, die freilich neben Vorteilen auch Nachteile haben und das Stellungsbild entscheidend verändern können.}) (6... d5) (6... Nc6) (6... b6) (6... d6) 7. exd4 d5 8. O-O dxc4 9. Bxc4 {Bei der nun entstandenen Isolani-Stellung, die wir ebenfalls schon kurz gestreift haben, wäre die Springerstellung f3 (anstatt auf e2) vorteilhaft.} Nc6 10. Bg5 Be7 11. Rc1 Qa5 12. Qd2 Rd8 { Und schon beginnt Schwarz damit den Isolani "lehrbuchmäßig" unter Druck zu setzen.} 13. a3 Bd7 {Ja, wohin mit diesem Läufer? Das ist die Frage, denn b6 - um ihn nach b7 zu entwickeln - kommt kaum infrage, weil die Dame damit von ihren Truppen abgeschnitten wäre.} ({Ein strategischer Griff in den Kohlekübel wäre nun} 13... e5 {weil es den Isolani, der lange schutzbedürftig bleiben wird, in einen gefährlichen Freibauern umwandelt.} 14. d5 $16) 14. Rfd1 Be8 15. Ba2 h6 16. Be3 Bd6 17. h3 ({Ich würde hier eher für} 17. f3 {plädieren, weil es auch dem Feld e4 einen gewissen Schutz verbürgt. Aber ich denke, das Wunderkind weiß es ein bisschen besser als ich. }) 17... Rac8 $2 {[#]} (17... Ne7 {Führt einen zusätzlichen Verteidiger zum Königsflügel.} 18. Nd5 ({Falsch wäre hier das Opfer} 18. Bxh6 $6 gxh6 19. Qxh6 Ng6 {denn danach verdient die schwarze Stellung den Vorzug.}) 18... Qxd2 19. Nxf6+ gxf6 20. Rxd2 Nf5 {und die weiße Stellung ist nur ein wenig besser.} ) ({Auch} 17... Bf8 {war hier laut GM Ftacnik überlegenswert.}) 18. Bxh6 { Ein irgendwie doch überraschender Einschlag, denn Weiß erhält nur zwei Bauern für die Figur. Freilich wirkt der schwarze Königsflügel nun löchrig, aber ob das reicht? Ich hätte mich nicht getraut, gebe ich zu.} gxh6 19. Qxh6 Nh7 $6 ({Vorausgesehen und berechnet haben muss man auch} 19... Qf5 20. Bb1 Bf8 21. Qh4 Qh5 22. Qxf6 Qh6 23. Qxh6 Bxh6 24. Rc2 {aber trotz der zwei Mehrbauern ist die Stellung noch nicht gänzlich klar, auch wenn Weiß objektiv (laut Engines) besser steht.}) (19... Be7 20. Rd3 Nh5 {(Ftacnik)} (20... Ne5 21. dxe5 Rxd3 22. exf6 Bf8 23. Qh4 {ergibt in Verbindung mit der Idee Lb1 eine weiße Gewinnstellung.}) 21. Nf4 (21. d5 Ne5 22. Re3 f6 23. Rxe5 fxe5 24. Qxe6+ Bf7 25. Qxe7 {führt zu einer befriedigenden weißen Position.}) 21... Bg5 22. Qxh5 Bxf4 23. Qg4+ Qg5 24. Qxg5+ Bxg5 25. Rg3 Nxd4 26. Rxg5+ {ermöglicht gutes Spiel für Weiß, laut GM Dautov, aber auf mich wirken die weißen Figuren doch irgendwie unkoordiniert. Freilich darf man auf den weißen Freibauern auf der h-Linie im Endspiel nicht vergessen.}) (19... Nd7 20. d5 Bf8 21. Qg5+ $18 ( {GM Dautov hält} 21. Qh4 {für besser, mein stockfish-11 aber nicht.} exd5 22. Rxd5 $18) 21... Bg7 $18) 20. Bb1 f5 (20... Nf8 21. Ne4 Be7 22. Rc5 { überlegenswert laut GM Dautov, aber stockfish protestiert.} Nxd4 ({GM Dautov hingegen gibt folgende Varianten an:} 22... Qb6 23. Rh5 Ng6 24. Nd6 Bxd6 25. Bxg6 $18) (22... Qxc5 23. Nxc5 Bxc5 24. Qg5+ Ng6 25. Qxc5 Nxd4 26. Rxd4 Rxc5 27. Rxd8 Kf8 28. Bxg6 fxg6 29. Nc3 $16 {aber das sofortige 22...Sxd4 - was stockfish-11 gleich spielt - erwähnt der GM nicht.}) 23. Rxa5 Nxe2+ 24. Kf1 Rxd1+ 25. Kxe2 Rxb1 26. Rh5 f5 27. Qh8+ Kf7 28. Rh7+ Nxh7 29. Qxh7+ Kf8 30. Qh8+ $11) {Kehren wir aber nun zurück zur wirklich gespielten Partie zwischen Kamsky und Beliavsky:} 21. b4 $16 Qc7 22. Qxe6+ Qf7 23. Bxf5 Rc7 24. Ne4 Qxe6 ( 24... Nf8 25. Nxd6 Qxe6 26. Bxe6+ Nxe6 27. Nxe8 Rxe8 28. d5 Ncd4 29. Nxd4 Rxc1 30. Rxc1 Nxd4 31. Rc7 {und GM Dautov hält die weiße Stellung für viel besser, denn er glaubt, dass vier Bauern stärker sind als der Springer (ich glaube das eigentlich auch), aber meine Engines (sowohl stockfish als auch Houdini) "sehen" eine ausgeglichene Stellung.}) 25. Bxe6+ Bf7 26. d5 Ne5 27. Nd4 Rxc1 28. Rxc1 Bb8 29. Nf5 Kf8 ({die Engines empfehlen} 29... Nf8 {halten aber auch dann die weiße Stellung für viel besser.}) 30. Nc5 Ng5 $2 31. Nxb7 {und bei Schwarz fällt die Klappe. Aber die Partie ist sowieso bereits verloren für ihn.} (31. Nxb7 Bxe6 32. dxe6 Re8 33. e7+ {und Schwarz muss die Qualität geben, wonach die vier Mehrbauern der Figur tatsächlich arg überlegen sind. Mit dieser Partie schließen wir das Thema "Opfer auf h6" ab.} ) 1-0 [Event "Brussels"] [Site "Brussels"] [Date "1987.04.15"] [Round "5"] [White "Timman, Jan H"] [Black "Kortschnoj, Viktor Lvovich"] [Result "1-0"] [ECO "C11"] [WhiteElo "2590"] [BlackElo "2625"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "59"] [EventDate "1987.04.10"] [EventType "tourn"] [EventRounds "11"] [EventCountry "BEL"] [EventCategory "14"] [SourceTitle "CBM 002"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1988.02.01"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1988.02.01"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,59,19,38,43,18,28,55,62,48,38,-21,19,19,34,42,34,19,11,-3,-3,-1,-1,14, 18,0,22,0,38,16,26,-8,38,58,58,81,72,76,95,94,76,85,112,0,0,-26,34,37,57,28,31, 59,182,217,217,185,224,224,336,127,757,1004] Auch die fünfte Partie zum Thema "Opfer auf h6" beweist einmal mehr, dass es immer lohnend ist, Partien von Meistern nachzuspielen, die das Schachgeschehen in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts bestimmt und mitgestaltet haben. Wir sehen uns heute eine Partie an, in der sich zwei meiner Lieblingsspieler gegenüber sitzen: Jan Hein Timman (* 1951) und "Viktor der Schreckiche" Kortschnoi (* 1931 + 2016), der im Jahr 2006 im Alter von 75 Jahren noch immer die Nummer 85 in der FIDE-Weltrangliste war. Der große Kortschnoi scheiterte zweimal gegen Anatoly Karpov beim Kampf um die WM-Krone, gehörte aber über Jahrzehnte zu den engsten Anwärtern auf den Thron. 2006 war es ihm allerdings vergönnt Senioren-Weltmeister zu werden, was ihn wohl nicht ganz getröstet haben wird. } 1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nc3 Nf6 4. e5 Nfd7 5. f4 c5 6. Nf3 Nc6 7. Be3 Qb6 8. Na4 Qa5+ 9. c3 cxd4 10. b4 Nxb4 11. cxb4 Bxb4+ 12. Bd2 Bxd2+ 13. Nxd2 b6 {Wir sehen eine scharfe Variante in der klassischen Variante der "Französischen Verteidigung", in der Schwarz für drei Bauern früh eine Figur opfert. Aber wie das (Schach)Leben so spielt, ist in der Eröffnung und im Mittelspiel eine Figur meist stärker als drei Bauern. Erst im Endspiel kehrt sich das Verhältnis um. Der Plan, der mit dem letzten schwarzen Zug beginnt, ist klar: Schwarz will seinen "schwachen" weißfeldrigen Läufer gegen den "guten" weißen Widerpart abtauschen. Wie die heimische Schachwelt weiß, ist das auch eines meiner Lieblingsmotive in meinen Französisch-Partien, weswegen mir das Partieende persönlich nahe geht :-)} 14. Bd3 $5 Ba6 (14... Nc5 15. Nxc5 bxc5 16. O-O g6 (16... c4 $2 17. Bxc4 dxc4 18. Nxc4 {führt zu einer weißen Gewinnstellung}) (16... O-O $2 17. Bxh7+ Kxh7 18. Qh5+ Kg8 19. Nf3 f6 20. Ng5 $1 {wird von Timman in seinem Partiekommentar ebenfalls als weiße Gewinnstellung deklariert. Aber die modernen Engines sind da wenig einsichtig und billigen Weiß gerade einmal Ausgleich zu, denn nach} fxg5 21. fxg5 Ba6 $1 $11 {ist aus meiner Sicht kein Gewinn mehr zu sehen.}) 17. Rc1 Qb6 18. Qa4+ Bd7 19. Qa3 Rc8 20. Ba6 {kam in Israel, 1975, in der Begegnung Liberzon - Czerniak auf das Brett und die weiße Stellung ist besser.}) 15. Nb2 $1 {Üblicherweise ist b2 eines der schlechtesten Felder für einen Springer, aber hier ist wieder einmal eine Ausnahme von der "Faustregel" zu sehen, denn im Falle des Läufertausches wird der Springer im "erweiterten Zentrum" ausgezeichnet stehen.} Bxd3 $6 {So groß das Verlangen auch immer ist, den "schlechten" gegen den "guten" Läufer zu tauschen, aber an dieser Stelle entpuppt sich das als Fehler, weil nun der Springer auf d3 eine dominierende Position einnimmt.} (15... Nc5 16. Bxa6 Qxa6 17. Nb3 (17. Qe2 $1 Qa3 (17... d3 18. Qe3 $1 Qa3 19. Qd4 $16) 18. Qb5+ Ke7 19. O-O $16) 17... Qa3 $16 (17... O-O $1 18. Nxd4 Qa3 $1 {mit gefährlichem Gegenangriff wäre stattdessen stark gewesen.}) 18. Nxc5 bxc5 19. Qa4+ {mit Ausgleich}) 16. Nxd3 Nc5 17. Nf2 Na4 ({Nach} 17... Ne4 18. Nfxe4 dxe4 19. O-O Qd5 20. Re1 e3 21. Nf3 Rd8 22. Qd3 {steht Weiß besser, aber die praktischen Chancen für Schwarz sind intakt.}) 18. O-O Nc3 19. Qg4 O-O 20. Nf3 Rac8 21. Qh4 (21. Nxd4 {vergibt natürlich den Vorteil, weil sich Schwarz am Bauern f4 schadlos halten kann.} Qb4 $14) 21... Qa4 22. Ng4 { Dem Angriff der Dame mit Unterstützung der gesamten Kavallerie wird schwer etwas entgegen zu setzen sein.} Ne2+ 23. Kh1 Qc2 24. Rae1 d3 $1 {Ganz ungefährlich wirkt der d-Bauer ja auch nicht. Vor allem nicht während der Partie. Der Nachteil dieses Zuges liegt aber darin, dass er die eigene Dame von der Verteidigung des Königsflügels ausschließt. In der Folge fügen wir ein paar Varianten an, die zeigen, weshalb d3 doch ein Ausrufezeichen verdiente. Gleichzeitig zeigen diese Abspiele deutlich, wie man bei zu großer Zuversicht in überlegener Stellung noch immer scheitern kann.} 25. Rd1 $1 { Manchmal muss im Angriffstaumel auch inne gehalten werden, um gegnerische Drohungen zu bekämpfen.} (25. Nf6+ gxf6 26. exf6 Kh8 ({Leider hilft} 26... d2 $2 {nicht, wegen} 27. Rxe2 d1=Q 28. Qg5+ Qg6 29. Rxd1 $18) 27. Qh6 (27. Ng5 $2 d2 28. Qh6 Qg6 {und plötzlich ist es Schwarz, der Weiß das Licht ausdreht.}) 27... Rg8 28. Ng5 {und nun droht nicht nur matt auf h7 sondern auch noch matt durch Sf7.} ({Schwach hingegen wäre} 28. Ne5 {wegen} Rc7 {und wieder mit schwarzer Gewinnstellung.})) ({Auch} 25. f5 $2 {würde ins Auge gehen, da nach} d2 26. Nf6+ gxf6 27. exf6 Kh8 28. Ng5 Qxf5 {folgt und nach} 29. Rxf5 dxe1=Q+ 30. Qxe1 exf5 {steht Weiß plötzlich ohne Material mit leeren Händen da.}) 25... h6 {[#]} ({Auf} 25... Nxf4 {indessen erweist sich} 26. Nf6+ gxf6 27. Qxf4 {als ausreichend für den Gewinn.}) 26. Nxh6+ ({Es gewinnt auch} 26. f5 exf5 ( 26... Rc4 27. f6 Nf4) 27. Ne3 {aber die Partie wäre dann für unser Thema "Opfer auf h6" verloren gewesen :-)}) 26... gxh6 27. Qxh6 f6 28. exf6 Rc7 29. Ne5 ({Noch viel stärker ist} 29. Qg6+ Kh8 30. Ne5 {wenn es auch keine große Rolle mehr spielt.}) 29... Rh7 ({Selbst} 29... Ng3+ {sorgt bei Weiß nur für einen kurzen Schreck, denn nach} 30. hxg3 Rh7 31. f7+ Rfxf7 32. Nxf7 d2 33. f5 exf5 34. Qxh7+ Kxh7 35. Ng5+ {verbleibt ihm viel zu viel Material für die Dame. Obwohl ich zugeben muss, alles auszurechnen fällt nicht leicht, vor allem wenn auch noch ein gewisser Zeitmangel dafür einkalkuliert werden müßte.}) 30. Qg6+ (30. Qg6+ Kh8 31. f7 {und Schwarz hat keine Erwiderung mehr.}) 1-0 [Event "Amsterdam Euwe Memorial"] [Site "Amsterdam"] [Date "1996.03.27"] [Round "5"] [White "Topalov, Veselin"] [Black "Timman, Jan H"] [Result "1-0"] [ECO "B12"] [WhiteElo "2700"] [BlackElo "2620"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "63"] [EventDate "1996.03.22"] [EventType "tourn"] [EventRounds "9"] [EventCountry "NED"] [EventCategory "18"] [SourceTitle "CBM 052"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1996.06.01"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1996.06.01"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,63,18,18,62,58,58,39,58,59,54,34,32,34,34,12,17,17,11,-3,33,33,33,33, 36,36,72,72,54,55,51,25,134,134,134,134,134,87,192,256,256,299,305,292,305,313, 323,312,322,337,337,326,467,441,380,355,825,841,841,1016,1264,1264,1311,1311, 1311,1354]} {In unserer vierten Partie zum Thema "Opfer auf h6" sehen wir eine interessante Begegnung zwischen zwei lebenden "Legenden" des Schachs. Jan Timman (* 1951), der lange Zeit als stärkster Holländer nach WM Max Euwe galt, errang seinen GM-Titel 1974, im Alter von 23 Jahren, was für damalige Verhältnisse noch relativ früh war. Die Zeiten haben sich inzwischen geändert, denn wer heutzutage mit 19 Jahren noch nicht GM ist, wird als Talent abgeschrieben. Im Jahr nach Timmans Titelerwerb, 1975 wurde sein Gegner in der heutigen Begegnung, der Bulgare Veselin Topalov geboren, der noch immer zu den stärksten Spielern der Welt zählt. Topalovs riesiges Talent wurde früh erkannt und mit 14 Jahren erhielt er den IM-Titel, im Alter von 17 Jahren war er bereits GM. Von 2005 bis 2006 war er FIDE-Weltmeister. Den Titel verlor er beim Wiedervereinigungswettkampf der Schachverbände an Vladimir Kramnik. Topalov pflegt einen sehr aggressiven Spielstil mit dem er es mit einem Diagramm am 24. Jänner 2008 sogar auf die Titelseite der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" schaffte, was mit Schach sehr, sehr selten gelingt. Das Diagramm zeigte eine Eröffnungsneuerung im 12. Zug, als Topalov im "Russischen Abspiel" in der Botwinnik-Variante des Damengambits einen Springer auf f7 opferte. Die Korrektheit des Opfers gilt bis heute als umstritten, aber Kramnik konnte den damit einhergehenden Verwicklungen nicht Herr werden und verlor. Alle Turnier-Siege Topalovs aufzuzählen, würde den Platz für Kommentare in dieser Partie sprengen. Also lassen wir es und erfreuen wir uns stattdessen an der folgenden Partie.} 1. e4 c6 2. d4 d5 3. e5 {Die Vorstoßvariante in der Carokann-Verteidigung, in der Weiß aufgrund seines e5-Bauern Raum gewinnt und auf einen längerfristigen Vorteil hoffen darf.} Bf5 4. Nf3 e6 5. Be2 Nd7 6. O-O h6 {Dieser Zug geschieht nicht in der Absicht Lg5 oder Sg5 von Weiß zu verhindern, sondern Schwarz schafft für seinen Läufer eine Zuflucht auf h7, um ihn vor dem Abtausch zu bewahren, falls Weiß später zu Sh4 kommt.} {Auch} 7. b3 {dient nicht dazu, den Läufer nach b2 zu entwickeln, wo er schlecht stehen würde, aufgrund der eigenen Bauern d4 und e5, sondern vor allem dazu, um mit c4 einen Bauern im erweiterten Zentrum zu installieren.} Ne7 8. c4 (8. Ba3 {hingegen wäre strategisch ein gut gangbarer Weg, um eventuell den "starken" schwarzfeldrigen Läufer des Schwarzen abzutauschen.}) 8... Ng6 9. Na3 Nf4 $5 10. Bxf4 Bxa3 11. Bd3 {Weiß kommt nicht darum herum, seinen "starken" Läufer gegen den theoretisch "schwachen", aber aktiven Läufer des Schwarzen abzutauschen.} Bg4 {Ehrlich gestanden wäre mir das zu riskant. Denn der Ld3 wirkt auf den schwarzen Königsflügel sehr bedrohlich ein.} (11... Bxd3 12. Qxd3 Qe7 13. c5 Bb4 14. a3 Ba5 15. b4 Bd8 16. b5 Rb8 17. Rab1 O-O 18. Rb3 {und Weiß beherrscht mehr Raum, aber die schwarze Stellung ist ziemlich sicher. Diese Stellung kam in einer Partie zwischen Xie Jun - Hort, Prag 1995, auf das Brett, die später mit einem Remis endete.}) 12. Rb1 {mit der Idee b4 zu spielen und dann Tb3 folgen zu lassen.} Be7 13. h3 Bh5 ({GM Ftacnik plädierte für} 13... Bxf3 14. Qxf3 Qa5 {und glaubt, dass Weiß nur etwas besser steht. Mein Engine protestiert energisch und meldet: Weiß steht deutlich besser.}) 14. Qe2 O-O 15. Qe3 a5 16. cxd5 cxd5 {[#]} {Und schon folgt der thematische Einschlag!} 17. Bxh6 $1 Bxf3 (17... gxh6 18. Qxh6 Bg6 19. Bxg6 fxg6 20. Qxg6+ Kh8 21. Qh6+ Kg8 22. Qxe6+ {und wenn Weiß auch noch d5 schlägt, hat er fünf Bauern für die Figur. Nicht schlecht!}) 18. gxf3 (18. Bxg7 {GM Pavel Platny meint, dass die Stellung unklar ist, wenn Weiß die Zerstörung seiner Bauernstruktur vermeidet:} Kxg7 19. Qxf3 {, aber dem widerspricht GM Ftacnik und glaubt, dass Schwarz danach bereits besser steht. Also auch die GM sind sich in der Stellungsbewertung nicht einig. Wie sollten da wir Amateure und Patzer uns jemals einig werden?}) 18... Bh4 $2 {Hier wirft GM Timman die Nerven weg und er kann nur mehr ohnmächtig zusehen, wie Topalov über die Reste seiner Stellung herfällt.} (18... gxh6 19. Qxh6 f5 20. exf6 Rxf6 $18) ({Und GM Rainer Knaak glaubt, dass} 18... f5 $1 19. exf6 Rxf6 20. Bg5 Rf7 {nicht so ohne weiteres zu widerlegen ist, denn wenn Schwarz noch zu Sf8 kommt, könnte die ruinierte weiße Bauernstruktur eine Rolle spielen.}) 19. Kh1 f5 20. Rg1 Rf7 21. Bxg7 Rxg7 22. Qh6 Bg5 23. Qxe6+ Kh8 24. Qxf5 Qe7 25. Qg4 Nxe5 26. dxe5 Qxe5 27. Rbe1 Qf4 28. Qh5+ Kg8 29. Rxg5 Rxg5 30. Qh7+ Kf8 31. Qh6+ Kf7 32. Bg6+ {Timman gibt auf, weil er sich die verschiedenen Matts nicht zeigen lassen muss, denn die kennt er schon. Und die Dame geben, um die Partie noch ein wenig länger weiter schleppen zu können, das will er auch nicht.} ( 32. Bg6+ Kf6 33. Be8+ Kf5 34. Bd7# {und Weiß könte auch mit Df8 oder De6 matt setzen.}) 1-0 [Event "Zonal Lvov"] [Site "Lvov"] [Date "1978.??.??"] [Round "5"] [White "Balashov, Yuri S"] [Black "Romanishin, Oleg M"] [Result "1-0"] [ECO "E43"] [WhiteElo "2590"] [BlackElo "2610"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "55"] [EventDate "1978.04.??"] [EventType "tourn"] [EventRounds "15"] [EventCountry "URS"] [EventCategory "13"] [SourceTitle "MCL"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1999.07.01"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1999.07.01"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,55,18,24,23,-18,0,-4,30,21,34,14,19,19,29,20,29,19,13,7,31,16,7,-12, -7,-4,-7,-7,-14,-26,17,1,-30,-16,-9,105,116,87,137,148,151,100,173,145,211,90, 90,311,307,305,537,551,693,698,706,712,710,703]} {In unserer dritten Partie zum Thema "Opfer auf h6" sehen wir wieder zwei Akteure am Werk, die beide zur ihrer Zeit zur absoluten Weltspitze zählten. Die Rede ist von Juri Balashov (* 1949) und Oleg Romanishin (* 1952). Balashov diente aufgrund seines enormen Schachwissens drei Weltmeistern (Petrosian, Spassky und Karpov) als Trainer und Sekundant. Außerdem war er für die UdSSR bei etlichen Olympiaden im Nationalteam. Bei der Senioren-WM 2011 in Opatija hatte ich das Vergnügen gegen ihn zu spielen; nun ja, ein Vergnügen war es gerade nicht, denn er zeigte mir meine Grenzen sehr deutlich auf. In einem C07 Franzosen hatte ich eine brandneue Modevariante vorbereitet, bei der er in ein halbstündiges Nachdenken verfiel, sodass ich schon mutmaßte, dass ich ihn auf dem falschen Fuß erwischt hätte. Zehn Züge später war ich hin und meine Frage, was an der Variante falsch sei, beantwortete er grummelnd mit dem Ratschlag: "Solche Varianten kann man nicht spielen". Seither weiß ich, dass nicht jeder Zug, der im Informator mit einem ! und einem N (steht für Neuerung) versehen ist, auch wirklich gut sein muss. Zumindest nicht gegen einen GM, der einmal zur Weltspitze gehörte. Was an der Variante so schlecht ist, weiß ich allerdings noch immer nicht. Oleg Romanishin gehörte ebenfalls der Nationalmannschaft der UdSSR an und nach dem Zerfall der Sowjetunion spielte der Lemberger für seine Heimat Ukraine bei etlichen Olympiaden. Oleg gewann viele stark besetzte Internationale Turniere. Er gilt als exzellenter Eröffnungstheoretiker und viele Varianten tragen seinen Namen. In der vorliegenden Partie kam er allerdings gegen Juri Balashov in der Rubinstein-Variante eines Nimzoinders arg unter die Räder.} 1. d4 Nf6 2. c4 e6 3. Nf3 b6 4. Nc3 Bb4 5. e3 Bb7 6. Bd3 Ne4 {Ein Entlastungsmanöver, dem man auch in der Damenindischen Verteidigung begegnet.} 7. O-O Nxc3 8. bxc3 Bxc3 9. Rb1 Nc6 10. Rb3 {Für das Opfer eines Bauern hat Weiß einige Tempi und gutes Figurenspiel erhalten.} Ba5 11. e4 h6 12. d5 Ne7 13. Bb2 O-O 14. Ne5 Ng6 {Laut Engine steht Schwarz hier bereits auf verlorenem Posten.} 15. Ng4 (15. Bc2 {hält Stockfish-11 für stärker.}) 15... Qe7 16. f4 f5 17. exf5 exf5 {[#]} 18. Nxh6+ gxh6 19. Qh5 Kh7 20. Bxf5 Rxf5 21. Qxf5 Rf8 22. Qc2 Qc5+ 23. Kh1 Bxd5 24. Rg3 Rg8 ({Auch auf} 24... Bf7 {folgt das tödliche} 25. f5 Ne5 26. Bxe5 Qxe5 27. f6+ Kh8 28. Qc1 Qh5 29. Rh3 $18) 25. f5 Nf8 26. f6+ Rg6 27. Rxg6 Nxg6 28. f7 {und Schwarz gibt auf.} 1-0 [Event "PCA-Wch Candidates m1"] [Site "New York"] [Date "1994.??.??"] [Round "3"] [White "Tiviakov, Sergei"] [Black "Adams, Michael"] [Result "1-0"] [ECO "B17"] [WhiteElo "2630"] [BlackElo "2660"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "55"] [EventDate "1994.06.??"] [EventType "match"] [EventRounds "8"] [EventCountry "USA"] [SourceTitle "CBM 042"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1994.10.01"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1994.10.01"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,55,18,17,65,60,60,45,39,39,54,12,22,19,48,17,28,-5,2,-19,-3,-9,17,23, 23,22,29,23,30,24,33,33,40,20,24,9,84,42,85,42,187,245,316,294,304,329,321,337, 358,368,514,550,446,426,426,452,461,454] In der zweiten Partie unseres Themas "Opfer auf h6" sehen wir eine Begegnung zwischen zwei stocksoliden Spielern. Michael Adams, ein Supergroßmeister, (+1971) ist noch immer der beste englische Spieler. Im Kandidatenturnier der PCA, in dem diese Partie gespielt wurde, traf er auf den Russen Sergey Tiviakov (* 1973), dem einstigen Jugendweltmeister in der U16 und U18, der im Jahr 2000 die niederländische Staatsbürgerschaft annahm. Adams gewann übrigens das Kandidatenturnier im Stechen, denn der Wettkampf endete mit 4:4. Auf das Brett kam in dieser Partie - wen wundert es? - die solide Caro-Kann-Verteidigung.} 1. e4 c6 2. d4 d5 { Nach den "Erfindern" dieser Spielweise, dem Berliner Horatio Caro und dem Wiener Marcus Kann wurde die Caro-Kann-Verteidigung benannt. Bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts wurde Caro-Kann selten gespielt, erst als WM Capablanca und der geniale Nimzowitsch sie in ihr Repertoire aufnahmen, griffen auch andere Größen zu dieser Verteidigung. Richtig in Mode kam sie, als WM Botwinnik in seinem Weltmeisterschafts-Retourkampf eine verlässliche Verteidigung auf 1.e4 gegen den Taktiker Mischa Tal suchte, und in Caro-Kann fündig wurde. Später wurde sie auch von WM Karpov immer wieder angewandt.} 3. Nd2 dxe4 4. Nxe4 Nd7 {Auch eine Lieblingsvariante von Karpov seit 1987, denn nach} (4... Nf6 5. Nxf6+ {und nach} exf6 {erhält Weiß eine Bauernmehrheit auf dem Damenflügel.} ({deshalb greifen viele Spieler zum provokannten} 5... gxf6 {was eine halboffene g-Linie beschert und gutes freies Figurenspiel ermöglicht, was für die Verunstaltung der Bauernformation entschädigen soll. })) 5. Bc4 Ngf6 6. Nxf6+ Nxf6 7. Nf3 Bf5 {Der Vorteil der Caro-Kann-Verteidigung gegenüber der "Französischen Verteidigung" liegt darin begründet, dass Schwarz seinen weißfeldrigen Läufer nicht einsperrt - und nicht einmal vorübergehend - was im "Franzosen" leider unvermeidlich ist.} 8. Qe2 e6 9. Bg5 Be7 10. O-O-O $5 ({Die Engines geben} 10. O-O {den Vorzug.}) 10... Bg4 11. Kb1 (11. h3 Bxf3 12. Qxf3 Nd5 13. Bxe7 Qxe7 {mit etwas besserer weißer Stellung kam 1961 in Bled in der Begegnung Fischer - Petrosian aufs Brett.}) 11... O-O 12. h3 Bxf3 13. Qxf3 b5 14. Bd3 Qd5 15. Qe3 Rac8 16. g4 Rfd8 17. f4 Kf8 18. f5 {[#]} h6 {Das sieht riskant aus.} (18... Qxd4 19. Qe2 $16 ( 19. fxe6 Qxe3 20. Bxe3 fxe6 21. Bxa7 c5 22. Bxb5 Rxd1+ 23. Rxd1 Ra8 24. Bb6 Rb8 {und Schwarz steht wesentlich besser.})) ({GM Pavel Blatny hält} 18... exf5 { für überlegenswert. Ob das nach} 19. Bxf5 {wirklich eine spielbare Stellung ergibt? Ich bin davon nicht überzeugt.}) {Und Weiß lässt sich nicht zweimal bitten, sondern schlägt gleich zu:} 19. Bxh6 Qxd4 20. Bxg7+ Kxg7 21. Qg5+ Kf8 22. Qh6+ Ke8 23. fxe6 Bf8 24. exf7+ Ke7 25. Qg6 Rd5 26. c3 (26. Rhe1+ Re5 27. Rf1) 26... Qf4 27. Rhe1+ Re5 28. Qf5 {und es ist aus.} (28. Qf5 Qxf5 29. Bxf5 Rxe1 30. Rxe1+ Kd8 31. Bxc8 Kxc8 32. Re8+ $18 {ließ sich GM Adams natürlich nicht mehr zeigen.}) 1-0 [Event "Olympiad-20 Preliminaries G"] [Site "Skopje"] [Date "1972.09.21"] [Round "3"] [White "Timman, Jan H"] [Black "Radulov, Ivan"] [Result "1-0"] [ECO "D24"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "71"] [EventDate "1972.09.18"] [EventType "team-tourn"] [EventRounds "7"] [EventCountry "YUG"] [SourceTitle "EXT 2000"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1999.11.16"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1999.11.16"] [SourceQuality "1"] [WhiteTeam "Netherlands"] [BlackTeam "Bulgaria"] [WhiteTeamCountry "NED"] [BlackTeamCountry "BUL"] {[%evp 0,71,20,20,30,0,8,8,15,15,55,51,61,52,38,53,52,40,47,67,55,60,68,75,73, 86,54,74,48,-5,40,40,31,25,31,146,262,262,237,250,257,236,268,258,275,253,253, 231,360,444,453,365,430,466,453,439,447,447,452,452,457,458,442,442,442,458, 521,521,533,525,552,546,592,610]} {Auch die letzte Partie unseres Themas "Läuferopfer auf h7" beweist, dass diese Technik zum Handwerkzeug jedes Meisters gehört. Auch auf der schwarzen Seite des Brettes sitzt ein Großmeister, der mit der Situation vertraut ist, und trotzdem unterschätzt er die heraufziehende Gefahr.} 1. Nf3 Nf6 2. c4 e6 3. Nc3 d5 4. d4 dxc4 { Wir befinden uns nun in einer Variante des Angenommenen Damengambits.} 5. e4 c5 {Sofort attackiert Schwarz das weiße Bauernzentrum.} 6. Bxc4 cxd4 7. Nxd4 a6 $6 {Es ist natürlich die Frage, ob sich Schwarz bei seinem Entwicklungsrückstand diesen Zug leisten kann.} 8. e5 Qc7 9. Qe2 Nfd7 10. Bf4 Bc5 {Dieser natürliche Entwicklungszug, der auch die Rochade vorbereitet und gleichzeitig das weiße Zentrum angreift, scheint nicht so stark zu sein.} 11. Rd1 O-O 12. O-O Bxd4 13. Rxd4 Nc6 14. Re4 b5 {zwingt Weiß ein Tempo zur Rettung des Läufers zu investieren.} 15. Bd3 Nc5 $6 {Das sieht besser aus als es in Wahrheit ist.} 16. Re3 f5 $2 (16... Nxd3 {Dieser gefährlich auf die Königsstellung zielende Läufer musste wohl sofort liquidiert werden.}) 17. exf6 Qxf4 {Dieser für kurze Zeit erzielte Figurengewinn kann nicht gut sein, denn der schwarze Damenflügel macht einen sehr porösen Eindruck. [#]} 18. Bxh7+ {Natürlich! Der schwarze Königsflügel wird zerstört und Weiß bietet sich die Möglichkkeit mit zwei Schwerfiguren auf der g-Linie und auf der h-Linie den entblößten König anzugreifen. Das muss einfach reichen.} Kxh7 19. Qh5+ Kg8 20. fxg7 Kxg7 21. Rg3+ Qxg3 22. fxg3 Rxf1+ 23. Kxf1 e5 {Damit schützt Schwarz seinen Springer auf c5 und materiell scheint alles in Ordnung zu sein: ein Turm und zwei Leichtfiguren für die Dame und zwei Bauern. In Bauerneinheiten umgerechnet steht es 11:11. Aber wie so oft ist das nur die halbe Wahrheit, denn die verbliebenen weißen Kräfte, die nur aus Dame und Springer bestehen, befinden sich im Angriffsmodus und es ist bekannt, dass diese beiden Figuren sehr gut zusammenspielen.} 24. Qg5+ Kf7 25. Nd5 Be6 26. Qf6+ Kg8 27. Qg6+ Kf8 28. Nc7 Bc4+ 29. Kf2 Rd8 30. Qxc6 Rd2+ 31. Kf3 {Und plötzlich wird offenbar, dass der Springer auf c7 alle wichtigen Felder (d5, e6) deckt, was dem weißen König die Flucht ins Freie ermöglicht und der schwarze Angriff endet schon, bevor er so richtig in die Gänge kommt.} Rd3+ 32. Kg4 Nd7 33. b3 Bf7 34. Qxa6 {Unterwegs sammelt Timman noch ein wenig Holz ein.} Rd4+ 35. Kf5 {Auch der König ist eine Angriffsfigur!} Ke7 {Aber nicht dieser König!} 36. Nxb5 {und Schwarz gibt auf.} 1-0 [Event "Tbilisi"] [Site "Tbilisi"] [Date "1980.??.??"] [Round "?"] [White "Dvoretzky, Mark"] [Black "Schussler, Harry"] [Result "1-0"] [ECO "C42"] [WhiteElo "2510"] [BlackElo "2365"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "47"] [EventDate "1980.??.??"] [EventType "tourn"] [EventRounds "16"] [EventCountry "URS"] [EventCategory "9"] [SourceTitle "EXT 2000"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1999.11.16"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1999.11.16"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,47,30,23,37,25,22,38,25,42,35,-26,9,10,36,20,55,57,94,82,82,77,89,65, 57,57,64,74,69,46,94,94,94,80,83,83,78,82,88,93,149,81,71,84,91,82,110,86,89, 158]} {Wir sehen uns heute die vorletzte Partie zum Thema "Lauferopfer auf h7" an. Einer Begegnung zwischen dem Moskauer IM Mark Dvoretzki (* 1947 + 2016) und dem schwedischen GM Harry Schüssler (* 1957). Gespielt wurde eine "Russische Verteidigung". Den meisten Schachfreunden dürfte Dworetzki vor allem als einer der weltbesten Trainer bekannt sein, der zahlreiche talentierte junge Russen als Lehrer an der Botwinnik-Schachschule zum Großmeistertitel führte. Seine vielen Lehrbücher galten meist schon bei ihrem Erscheinen als Schachklassiker, die in keinem Bücherschrank fehlen sollten. Die bekanntesten davon sind wohl "Die Endspieluniversität" und "Die Universität der Schachanalyse". Dworetzki errang trotz seines immensen Schachwissens selbst nie den GM-Titel. Als diese Partie gespielt wurde, war auch Schüssler noch IM. Den GM-Titel errang er erst acht Jahre später. Noch ein Wort zur Eröffnung: Alexander Petroff und Carl Jänisch leisteten im 19. Jahrhundert wichtige Beiträge zu dieser Eröffnung, weshalb das System den Namen "Russische Verteidigung" bekam. Die beiden Russen meinten nämlich, dass nach 1.e4 e5 2.Sf3 Schwarz keineswegs gezwungen ist, den e-Bauern zu verteidigen, sondern selbst sofort auf Angriff spielen kann. Eine Zeitlang geriet diese Eröffnung fast in Vergessenheit, aber Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts nahmen sich viele prominente GM dieses Systems an, darunter Karpow, Jussupow, Gelfand, Kramnik, Anand und in neuester Zeit Caruana. Auf Vereinsebene der Amateure kommt Russisch eher selten vor, da es zu Unrecht den Ruf einer langweiligen Partie genießt. Aber die Frage bleibt: Wie erreicht Weiß Vorteil gegen Russisch? Die Antwort: Kaum.} 1. e4 e5 2. Nf3 Nf6 3. Nxe5 {Natürlich darf sich Schwarz nun nicht am e4-Bauern vergreifen, denn nach De2 droht sofort Materialverlust. Zuerst muss der Springer auf e5 vertrieben werden.} d6 4. Nf3 {Die klassische Spielweise.} ({Für Abenteurer mit einem Hang zum Selbstmord ist} 4. Nxf7 {das sogenannte Cochrane-Gambit, eine durchaus angebrachte Spielweise.}) 4... Nxe4 5. d4 d5 6. Bd3 Be7 7. O-O Nd6 8. Bf4 Bg4 9. Nbd2 O-O 10. Re1 Nd7 11. Nf1 Nf6 12. Ng3 Nh5 13. Nxh5 Bxh5 14. Re5 Bxf3 15. Qxf3 c6 16. Qg3 {Wer hätte hier nicht lieber die weißen Steine? Beide Läufer hypnotisieren bereits den schwarzen König, Dame und Turm drohen bereits die h-Linie zu okupieren.} Bh4 {hilft leider auch nicht mehr [#]} {denn nach} 17. Bxh7+ Kxh7 18. Rh5+ {bricht die schwarze Hütte bereits in sich zusammen.} Kg8 19. Qh3 g5 20. g3 Qc8 21. Qxc8 Nxc8 22. Bd2 Ne7 23. gxh4 gxh4 24. Kh1 (24. Kh1 {und} Ng6 25. Bh6 Rfe8 26. f4 {will sich der "alte Schwede" nicht mehr zeigen lassen.} Re4 27. Rg1 Rae8 28. f5 Re1 29. fxg6 fxg6 30. Rxh4 Rxg1+ 31. Kxg1 Re1+ 32. Kf2) 1-0 [Event "Olympiad-25"] [Site "Luzern"] [Date "1982.11.11"] [Round "11"] [White "Miles, Anthony John"] [Black "Browne, Walter Shawn"] [Result "1-0"] [ECO "D40"] [WhiteElo "2575"] [BlackElo "2585"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "45"] [EventDate "1982.10.30"] [EventType "team-swiss"] [EventRounds "14"] [EventCountry "SUI"] [SourceTitle "EXT 1997"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1996.11.15"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1996.11.15"] [SourceQuality "1"] [WhiteTeam "England"] [BlackTeam "US of America"] [WhiteTeamCountry "ENG"] [BlackTeamCountry "USA"] {[%evp 0,45,28,24,50,9,27,20,15,24,18,5,11,-9,-9,-11,21,5,22,26,18,34,39,34,37, -5,59,66,162,88,53,54,59,67,79,74,88,282,282,298,276,308,1286,812,29979,29980, 29985,29986]} {Eine nette Kurzpartie im Rahmen des Themas "Läuferopfer auf h7" zwischen zwei interessanten Schachprofis des Westens sehen wir uns heute an. Tony Miles (* 1955 + 2001) war der erste Großmeister Englands in der neueren Schachgeschichte. Er spielte bei etlichen Olympiaden für England am 1. Brett. Bekannt ist vor allem seine Partie gegen WM A. Karpow, dessen 1.e4 er mit 1...a6 beantwortete und gewann. Miles verstand sich mit etlichen englischen Großmeistern seiner Generation nicht und wanderte nach Australiien und in die USA aus. Miles war Diabetiker und starb im alter von nur 46 Jahren. Walter Browne (* 1949 + 2015) wurde in Sydney, Australien, geboren und wanderte danach in die USA aus, wo er 1973 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt. Browne hatte nie einen Trainer, sondern eignete sich sein umfangreiches theoretisches Wissen im Selbststudium und vor allem durch zahllose Blitzpartien um geringe Einsätze an.} 1. Nf3 c5 2. c4 Nf6 3. Nc3 e6 4. e3 Nc6 5. d4 d5 {Über kleine Umwege durch Zugumstellungen sind wir in der "Verbesserten Tarrasch-Verteidigung" gelandet.} 6. dxc5 Bxc5 7. a3 a6 8. b4 Ba7 9. Bb2 O-O 10. Rc1 d4 11. exd4 Nxd4 12. c5 Nxf3+ 13. Qxf3 Bd7 14. Bd3 Bc6 15. Ne4 Nxe4 16. Bxe4 Qc7 17. O-O {Rein gefühlsmäßig vermag die schwarze Position nicht mehr zu gefallen. Das Läuferpaar von Weiß äugt bedrohlich auf den gegnerischen König. Der La7 sitzt dazu noch abgeklemmt im Hinterland.} Rad8 $2 {[#]} 18. Bxh7+ {Natürlich legt Weiß Feuer an die schwarze Königsfeste.} Kxh7 19. Qh5+ Kg8 20. Bxg7 {Diese Partie würde auch wunderbar in die Rubrik "das doppelte Läuferopfer" passen.} Kxg7 21. Qg5+ Kh8 22. Qf6+ Kg8 23. Rc4 {und ein rasches Matt ist nur mehr durch einige sinnlose Figurenopfer aufzuschieben. Aufhalten lässt es sich nicht mehr.} 1-0 [Event "WM-Junioren-U20"] [Site "Baguio City"] [Date "1987.??.??"] [Round "?"] [White "Anand, Viswanathan"] [Black "Ninov, Kiril"] [Result "1-0"] [ECO "B42"] [WhiteElo "2505"] [BlackElo "2425"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "49"] [EventDate "1987.07.??"] [EventType "swiss"] [EventRounds "13"] [EventCountry "PHI"] [SourceTitle "EXT 1997"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1996.11.15"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1996.11.15"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,49,28,37,57,44,46,40,38,27,70,53,58,55,39,48,37,9,8,25,22,29,17,-47, -4,-20,7,19,67,52,87,42,72,42,47,51,32,2,21,5,31,-3,374,414,542,605,607,612, 947,983,29999,29996]} 1. e4 c5 2. Nf3 e6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 a6 {Der so ziemlich am häufigsten gespielte Zug im Sizilianer.} 5. Bd3 Bc5 6. Nb3 Ba7 7. Nc3 Nc6 8. Qe2 d6 9. Be3 Bxe3 10. Qxe3 Nf6 11. g4 {Unverhohlene Angriffslust bei der U20 Junioren-WM des späteren Weltmeisters.} (11. O-O-O {ist der gängige Vorschlag der Theorie. Und Theorie ist die noble Bezeichnung für die Erfahrung anderer Leute.}) 11... b5 12. O-O-O O-O 13. g5 Ne8 14. f4 b4 15. Ne2 a5 16. Nbd4 Nxd4 17. Nxd4 Qb6 18. e5 {Ein Zug, der laut allen Engines nur zu einer ausgeglichenen Stellung führt.} Bb7 19. Rhf1 dxe5 20. fxe5 Rd8 $2 { Jedes Rechenmonster schreit danach sofort entsetzt auf.} ({An} 20... g6 { führt fast kein Weg vorbei.}) {Und schon schlägt mit} 21. Bxh7+ {der Blitz so heftig ein, dass die ganze Hütte wackelt.} Kxh7 22. g6+ Kg8 23. Qh3 Nf6 ( 23... fxg6 24. Rxf8+ Kxf8 25. Nxe6+ Kg8 26. Rxd8 {ist auch nicht wirklich lustig.}) 24. exf6 gxf6 25. g7 ({Freilich kann man auch mit} 25. Qh7# {matt setzen, aber nachdem der Gegner nicht aufgibt, kann man noch gefahrlos weiter spielen, wenn man gerne länger spielt.}) 1-0 [Event "Interzonenturnier Biel"] [Site "Biel"] [Date "1993.??.??"] [Round "8"] [White "Gelfand, Boris"] [Black "Anand, Viswanathan"] [Result "1-0"] [ECO "D47"] [WhiteElo "2670"] [BlackElo "2725"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "57"] [EventDate "1993.07.16"] [EventType "swiss"] [EventRounds "13"] [EventCountry "SUI"] [SourceTitle "CBM 037"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1993.12.01"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1993.12.01"] [SourceQuality "1"] {Wir sehen uns eine auch eröffnungstheoretisch interessante Partie zwischen Anand und Gelfand an. Unser Themazug, das Läuferopfer auf h7 kommt diesmal erst im 20. Zug. Anand, der 15. klassische Weltmeister, errang seinen WM-Titel 2007 und behielt ihn bis 2013, wo er ihn an Magnus Carlsen abgeben musste. Witzig dabei: Anand ist eigentlich der Vorname und Viswanathan der Familienname. Bei seinem ersten Antreten in Europa dachte man aber, dass Anand der Familienname wäre. Und dabei blieb es bis heute, obwohl man es inzwischen weiß. Boris Gelfand, der aus der Sowjetunion nach Israel emigrierte war der Herausforderer von Anand bei der WM 2012 und lieferte dem WM einen Kampf auf Augenhöhe. Von den 10 angesetzten Partien endeten acht mit Remis und sowohl Gelfand als auch Anand waren einmal siegreich. Den Stichkampf entschied Anand mit einem Sieg bei drei Unentschieden. Ein bisschen widmen wir uns in dieser Partie auch der Eröffnung. Es entsteht eine Halbslawische Verteidigung, die Schwarz eine feste Stellung beschert.} 1. d4 d5 2. c4 c6 3. Nc3 Nf6 4. e3 { der zweithäufigste gespielte Zug, der das - wenn auch nur kurzzeitige - Opfer des c4-Bauern verhindert.} (4. Nf3 {ist in der Turnierpraxis der am häufigsten gespielte Zug.}) 4... e6 5. Nf3 Nbd7 6. Bd3 dxc4 7. Bxc4 b5 { Das ist eine Erfindung des großen Akiba Rubinstein, der diesen Zug das erste Mal 1926 in Meran spielte, was der ganzen Variante den Namen "Meraner Variante" gab. Beide Großmeister, die hier am Werk sind, haben diese Variante in ihrer Karriere sehr oft mit beiden Farben gespielt.} 8. Bd3 Bb7 9. a3 { Diese völlig harmlos aussehende Idee wurde von Gelfand in vielen Partien zuvor und nachher angewandt.} b4 {Schwarz tut gut daran, diesen Vorstoß gleich zu spielen,} ({denn nach} 9... a6 10. b4 a5 11. Rb1 axb4 12. axb4 Bd6 13. O-O O-O 14. Qc2 h6 15. Bd2 Qe7 16. e4 e5 17. Ne2 $14 {wird einer der weißen Springer auf das Feld f5 gelangen.}) 10. Ne4 $5 {Nach etwas längerem Rechnen sind auch die Engines für diesen Zug} ({denn} 10. axb4 {was auch Kortschnoi vorschlug, ist für Schwarz nicht gefährlich, wie Gelfand in seinem Werk "Meine besten Partien" zu dieser Partie anmerkt:} Bxb4 11. O-O c5 12. Na2 a5 13. Nxb4 axb4 14. Rxa8 Qxa8 15. Be2 O-O 16. dxc5 Nxc5 17. Qd4 Ba6 18. Bxa6 Nxa6 19. Bd2 Rd8 20. Qc4 Ne4 21. Bxb4 {und 1/2 : 1/2 in der UdSSR-Meisterschaft 1988 in Gelfand - Schirov}) 10... Nxe4 ({nach} 10... bxa3 11. bxa3 Be7 12. Nxf6+ Nxf6 13. O-O O-O 14. Rb1 Qc7 15. e4 c5 16. Bf4 $1 { wähnt sich Gelfand im Vorteil. Die Engines sehen hingegen eine ausgeglichene Stellung; aber die haben vom Schach ja keine Ahnung.}) ({Auch} 10... a5 11. Nxf6+ Nxf6 12. e4 Be7 13. Qe2 bxa3 14. bxa3 O-O 15. e5 Nd5 16. h4 {verspricht Weiß in Verbindung mit der Drohung Sg5 starken Angriff.}) {Beachtlich, was die Großmeister während einer Partie alles rechnen.} 11. Bxe4 Qc7 ({ Heutzutage gilt} 11... bxa3 {als stärkstes, schreibt Gelfand. Ja, ja, die Mode...}) 12. axb4 $1 $146 ({Nichts erreichte ich in der Partie gegen Barejew in Linares 1993 mit} 12. O-O bxa3 13. bxa3 Bd6 14. Rb1 O-O 15. Qc2 h6 16. Bd2 Rab8 17. Bb4 c5 18. dxc5 Bxe4 19. Qxe4 Nxc5 20. Qg4 Nd3 $11 {merkt Gelfand hier kritisch an.}) 12... Bxb4+ 13. Bd2 Bxd2+ (13... c5 14. Bxb4 cxb4 15. Rc1 { und Weiß behält seinen kleinen Vorteil, meint Gelfand. Die Maschinen sehen das nicht so, sondern haben wie unser Gerald Waldmann eine starke Remisneigung. }) 14. Nxd2 c5 15. Qc2 Qb6 16. dxc5 (16. Bxb7 Qxb7 17. dxc5 Qxg2 18. O-O-O { führt zu unklaren scharfem Spiel.} ({während nach} 18. Qe4 Qxe4 19. Nxe4 f5 { Schwarz zu Gegenspiel kommt.})) 16... Qxc5 17. Qa4 {Das ist ein Versuch, den gegnerischen König noch ein wenig in der Mitte festzuhalten.} ({Nach dem einfachen} 17. Qxc5 Nxc5 18. Bxb7 Nxb7 19. Ke2 {musste Schwarz in Barejew - Kramnik in Linares 1994 noch lange leiden, um Remis zu erreichen.}) 17... Rb8 { die einzige Verteidigung, denn} (17... Qc7 {sieht zwar recht ordentlich aus, aber nach} 18. Qa3 Nf6 19. Bxb7 Qxb7 20. Nc4 Qxg2 21. Nd6+ Kd7 (21... Kf8 { geht gar nicht, sondern führt nach} 22. Nf5+ Kg8 23. Ne7+ Kf8 24. Ng6+ Kg8 25. Qf8+ Rxf8 26. Ne7# {zu einem bekannten Erstickungsmatt}) 22. O-O-O Nd5 23. e4 Rhc8+ 24. Kb1 Rc6 25. exd5 Qg6+ 26. Ka1 Rxd6 27. dxe6+ Qxe6 28. Qa4+ Kc7 29. Rxd6 Kxd6 30. Qb4+ Kc7 31. Rc1+ Kd8 32. Qf8+ Qe8 33. Rd1+ Kc7 34. Qd6+ Kb7 35. Qb4+ Kc7 36. Rc1+ Kd8 37. Qa5+ {verliert Schwarz Haus und Hof.}) 18. O-O O-O $3 {Nicht nur ein ausgezeichneter Zug, sondern wahrscheinlich der einzige, der die Partie halten sollte. Weiß muss nun eine schwere Wahl treffen, denn er hat viele Alternativen. Und alles durchzurechnen kostet Zeit.} 19. Qxd7 $1 Rfd8 {[#]} 20. Bxh7+ {Und endlich sind wir beim Thema: dem Läuferopfer auf h7.} Kxh7 $2 {Anands berühmt schnelles Spiel wird ihm - wie schon oft - zum Verhängnis.} ({Nach dem relativ einfach zu sehenden} 20... Kf8 21. Qa4 Rxd2 22. Be4 Bxe4 23. Qxe4 g6 {hat Weiß höchstens noch einen symbolischen Vorteil. }) 21. Qxf7 Rxd2 $2 {Auch dieser Zug wurde blitzschnell ausgeführt und erweist sich ebenfalls als Fehler.} ({Die hartnäckigste Verteidigung wurde von Anand am nächsten Morgen gezeigt. Aber das ist trotz der frühen Stunde leider zu spät.} 21... Bxg2 22. Kxg2 Rxd2 23. Ra4 $1 {Das sieht nur wie ein Einsteller aus, ist aber keiner} Rb4 $1 ({denn nach} 23... Qc6+ 24. Kh3 Qxa4 25. Rg1 {wird Schwarz unvermeidlich matt.}) 24. Rxb4 Qxb4 25. Qxe6 Qxb2 { und plötzlich sind die weißen Gewinnchancen nur mehr so groß wie die schwarzen Chancen auf Remis.}) 22. Ra4 $1 Qg5 23. g3 $1 {Diesen stillen Zug hatte Anand bei der Annahme des Läuferopfers übersehen. Auch vielen anderen anwesenden Großmeistern war das entgangen.} e5 24. Rh4+ Qxh4 25. gxh4 Rd6 26. h5 Be4 27. Qe7 Rbb6 28. Qxe5 Re6 29. Qf4 {und Schwarz gibt auf. Ein schönes Beispiel dafür, dass nicht jedes Läuferopfer auf h7 bei bester Verteidigung zum Ziel führen müsste.} 1-0 [Event "Hoogovens"] [Site "Wijk aan Zee"] [Date "1968.01.10"] [Round "1"] [White "Donner, Jan Hein"] [Black "Portisch, Lajos"] [Result "1-0"] [ECO "E50"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "67"] [EventDate "1968.01.10"] [EventType "tourn"] [EventRounds "15"] [EventCountry "NED"] [SourceTitle "MCL"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1999.07.01"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1999.07.01"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,67,19,31,14,-14,-11,-3,33,33,30,26,33,37,31,2,-3,-3,28,28,28,-139, -137,-200,-232,-120,78,72,68,68,68,93,176,207,200,236,237,234,188,209,208,209, 217,186,210,180,196,184,209,209,209,189,203,207,215,215,210,220,221,221,221, 241,322,330,318,331,335,462,502,528]} {Wir betrachten heute eine Partie zwischen Jan Hein Donner (*1927 - +1988) und Lajos Portisch. GM Donner war zwanzig Jahre lang der zweitbeste Spieler der Niederlande hinter WM Euwe. Schon nach zehn Zügen entsteht in dieser Partie praktisch die "Ausgangsstellung" für das Läuferopfer auf h7, dem Thema, das uns momentan interessiert.} 1. d4 Nf6 2. c4 e6 3. Nc3 Bb4 4. e3 {Dieser scheinbar ruhige Zug charakterisiert das Rubinstein-System im Nimzoinder.} c5 5. Bd3 O-O 6. Nf3 b6 7. d5 $6 {Ein Zug, der nicht gerade den besten Ruf genießt.} Bb7 {Das ist auch nicht gerade das Gelbe vom Ei.} 8. e4 b5 $6 9. e5 $6 bxc4 $1 10. Bb1 $5 Nxd5 {[#]} {Die Voraussetzungen für das bekannte Läuferopfer sind geschaffen: ein Bauer auf e5, der die Flucht des schwarzen Königs verhindert. Der Springer kommt nach g5 und die Dame nach h5. Und schon kracht es:} 11. Bxh7+ Kxh7 12. Ng5+ Kg8 ({Auch} 12... Kg6 {ist nicht zu empfehlen, wegen} 13. h4 Bxc3+ 14. bxc3 Nc6 15. h5+ Kf5 16. Nf3 Nf4 17. g4+ Ke4 18. Bxf4 Kxf4 19. Qd2+ Kxg4 20. Qe3 Nd4 21. cxd4 {und Schwarz wird bald matt.}) 13. Qh5 Qxg5 {Schwarz muss die Dame geben, bekommt aber relativ viel Holz dafür.} ({Nach} 13... Re8 {folgt das bekannte Mattbild} 14. Qxf7+ Kh8 15. Qh5+ Kg8 16. Qh7+ Kf8 17. Qh8+ Ke7 18. Qxg7#) 14. Bxg5 Nxc3 15. a3 Ne4+ ({Auf} 15... Ba5 {folgt} 16. Bd2 $16 { rein materiell gesehen sieht es für Schwarz gar nicht so schlimm aus, aber eine Dame ist eine Dame.}) 16. axb4 Nc6 17. Be3 Nxb4 18. O-O Nc2 19. Rac1 Nxe3 20. fxe3 Bd5 21. Rf4 f5 22. exf6 Rxf6 23. Rcf1 Raf8 24. Rxf6 Nxf6 25. Qe5 Ne4 26. Rxf8+ Kxf8 27. Qb8+ Kf7 28. Qxa7 Bc6 29. h4 Kg6 30. g4 Kh6 31. Qb8 Kh7 32. Qf8 Nf6 33. g5 Ne4 34. Qf7 {und Schwarz gibt auf, denn der Springer wird bald fallen. Zudem kann der schwarze König sich nicht mehr lange gegen den Angriff der Dame und der beiden Königsflügelbauern stemmen.} 1-0 [Event "Interpolis 11th"] [Site "Tilburg"] [Date "1987.09.18"] [Round "3"] [White "Huebner, Robert"] [Black "Kortschnoj, Viktor Lvovich"] [Result "1-0"] [ECO "C82"] [WhiteElo "2610"] [BlackElo "2630"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "37"] [EventDate "1987.09.16"] [EventType "tourn"] [EventRounds "14"] [EventCountry "NED"] [EventCategory "15"] [SourceTitle "CBM 004"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1988.06.01"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1988.06.01"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,37,37,37,36,40,15,13,25,3,3,-10,9,11,17,21,25,17,17,-37,-17,21,20,23, 24,-18,27,11,0,44,45,45,45,38,26,29,56,124,210,222]} {Nun sehen wir uns eine "Musterpartie" von Dr. Robert Huebner an, dem nach WM Dr. Emanuel Lasker erfolgreichsten deutschen Spieler. Er unternahm insgesamt vier Anläufe auf den WM-Thron und scheiterte immer nur an seinem relativ dünnen Nervenkostüm. Viele Jahre lang gehörte Dr. Hübner zu Weltspitze. Seine tiefschürfenden Partieanalysen, die sich meist über viele, viele Buchseiten erstrecken, sind sicher nicht jedermanns Sache. In dieser Partie zermalmt Hübner "Viktor den Schrecklichen" in einem Offenen Spanier mit dem Läuferopfer auf h7. Ausnahmsweise werde ich diese sehenswerte Partie durch keinen Kommentar unterbrechen.} 1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 a6 4. Ba4 Nf6 5. O-O Nxe4 6. d4 b5 7. Bb3 d5 8. dxe5 Be6 9. Nbd2 Nc5 10. c3 Be7 11. Bc2 Bg4 12. Re1 Qd7 13. Nf1 Rd8 14. Ne3 Bh5 15. Nf5 O-O 16. Nxe7+ Nxe7 17. b4 Na4 {[#]} 18. Bxh7+ Kxh7 19. e6 { Das Ende will Kortschnoi nicht mehr sehen. Es gibt nicht viiele Großmeister, denen es gelungen ist Kortschnoi in einer Kurzpartie derart zu vermöbeln.} ( 19. e6 fxe6 20. Ng5+ Kg6 21. g4 Kf6 22. gxh5 Nf5 23. Bf4 Rde8 24. Qg4 Nh6 25. Nh7+ Kf7 26. Qg6+ Kg8 27. Bxh6 Qf7 28. Nxf8 Kxf8 29. Qxf7+) 1-0 [Event "URS-ch37 Final"] [Site "Moscow"] [Date "1969.09.07"] [Round "2"] [White "Polugaevsky, Lev"] [Black "Tal, Mihail"] [Result "1-0"] [ECO "D41"] [Annotator "Knaak,R"] [PlyCount "73"] [EventDate "1969.09.??"] [EventType "tourn"] [EventRounds "23"] [EventCountry "URS"] [SourceTitle "100 Jahre Schach"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "2000.04.19"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "2000.04.19"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,73,20,-10,-11,-15,5,0,8,8,37,44,61,60,60,60,73,73,57,53,53,46,54,40, 63,63,51,34,33,35,26,29,19,19,18,-76,-54,-85,-68,-169,-77,-131,-131,-79,14,22, 22,15,26,51,50,50,50,50,50,53,59,59,72,78,84,86,79,79,51,43,45,93,111,110,239, 269,349,365,370,383] Wir wenden uns nun taktischen Gefielden zu, konkret dem Königsangriff. Der Reihe nach werden wir uns Opfereinschläge auf h7, g7, f7 und h6 ansehen. Ich habe mir dazu eine Reihe von Partien herausgesucht und vorbereitet. Es ist klar, dass wir jedes Thema eigentlich nur kurz streifen, wie das beim Isolani-Thema der Fall war. Gezeigt werden soll lediglich, von welchen Motiven jeder einzelne wenigstens ein bisschen Ahnung haben soll, um dadurch sein Spielniveau ein wenig zu heben. Wir beginnen mit einer Partie zwischen zwei Ikonen des Angriffsspiels, Großmeister Lev Polugaevsky und Weltmeister Mihail Tal. Und wir lernen dabei, dass selbst ein W'eltmeister nicht davor gefeit ist, einem bekannten Motiv zum Opfer zu fallen. Großmeister Rainer Knaak hat diese Partie recht ausführlich kommentiert, sodass ich auf eigene Kommentare verzichten kann. Ein Läuferopfer auf h7 in einer Partie zweier Topgroßmeister sieht man nicht aller Tage. Doch hier ergibt es sich logisch aus einer Eröffnungsvariante - kein Wunder, dass es in späteren Partien zur Wiederholung des Opfers kam. Doch die Bilanz für die Nachziehenden ist schrecklich.} 1. c4 Nf6 2. Nc3 e6 3. Nf3 d5 4. d4 c5 5. cxd5 Nxd5 6. e4 Nxc3 7. bxc3 cxd4 8. cxd4 Bb4+ 9. Bd2 Bxd2+ 10. Qxd2 O-O 11. Bc4 Nc6 12. O-O b6 13. Rad1 Bb7 14. Rfe1 Na5 (14... Rc8 15. d5 Na5 16. Bd3 {würde zur Partie führen.}) 15. Bd3 Rc8 16. d5 $1 exd5 $6 {Schwarz darf dieses Bauernopfer nicht annehmen.} (16... Qe7 $5) 17. e5 Nc4 {Mit 17...d4 wurde zweimal ein Remis geschafft, aber die Analyse ergibt forciert klaren Vorteil für Weiß:} (17... d4 18. Ng5 $1 h6 19. Nh7 Nc4 (19... Re8 $2 20. Nf6+ gxf6 21. Qxh6 $18) 20. Qf4 Nb2 $1 21. Nxf8 Nxd1 22. e6 Rc7 23. Nh7 $1 {droht 24.e7!} fxe6 24. Rxd1 {und obwohl der Nh7 nicht ziehen kann, sollte Weiß auf Gewinn stehen.}) 18. Qf4 Nb2 $2 {[#]} ({Nach} 18... h6 19. Qf5 g6 20. Qh3 (20. Qg4 $1) 20... Kg7 21. e6 {wird es für Schwarz schwierig den Punkt g6 zu verteidigen.}) 19. Bxh7+ $1 {Das bekannte Läuferopfer auf h7 sieht man selten zwischen Weltklasseleuten, aber hier liegt der Erfolg keineswegs auf der Hand.} Kxh7 20. Ng5+ Kg6 {Natürlich.} (20... Kg8 $2 21. Qh4 Re8 22. Qh7+ Kf8 23. e6 {würde 24. e7+! drohen.}) 21. h4 $3 {mit der Drohung 22.h5+ K:h5 23.g4+ Kg6 25.Df5+ Kh6 26.Dh7+ K:g5 27.Dh5+ Kf4 28.Df5#. Der Textzug und sogar noch 25.e6! waren von Polugaevsky vor der Partie analysiert worden. Die Stellung kam später noch mehrfach aufs Brett - aus schwarzer Sicht wohl immer unwissend. Die Korrektheit des Opfers konnte dabei nie in Zweifel gezogen werden.} Rc4 ({Auf} 21... f5 22. Rd4 $1 {droht 23.h5+} Qe7 23. Re3 $1 {verstärkt Weiß in aller Ruhe den Angriff.} ({Aber nicht} 23. h5+ Kh6 24. Nf7+ Kh7 25. Qxf5+ Kg8 26. e6 {wegen} Rxf7 $1)) (21... Qd7 22. e6 fxe6 23. Qg4 Rf6 24. Nxe6+ Kh6 25. Re5 g6 26. Qg5+ $18) (21... Qe7 {Die Dame geht aus der Bedrohung des Springerabzuges heraus, so daß Kg6-h6 möglich wird, doch Weiß scheint ebenfalls zu gewinnen.} 22. Re3 $1 {(Cranbourne Inf 71)} Rh8 (22... Rc4 23. h5+ Kh6 24. Ne4+ Kh7 25. Qf5+ Kh6 (25... g6 26. Nf6+ Kg7 27. Rg3 Rh8 28. hxg6 $18) 26. Rg3 Rxe4 27. Rg6+ Kh7 28. Re6+ Kg8 29. Rxe7 Bc8 30. Qf3 Bg4 31. Qg3 Bxd1 32. f3 $18 {Cranbourne}) (22... Nxd1 23. Rg3 $18) (22... f5 23. h5+ Kh6 (23... Kxh5 24. Qh2+ Kg6 25. Qh7+ Kxg5 26. Rg3+ Kf4 27. Qg6 $18) 24. Rg3 Rc6 25. Rxd5 $18) 23. Rf3 $1 Kh6 ( 23... Rcf8 24. h5+ Kh6 25. Rg3 Rhg8 26. Qf5 $18) 24. Nxf7+ Kh7 25. Qg4 Kg8 26. Nxh8 Kxh8 27. e6 Rf8 28. Rxf8+ Qxf8 29. Rd4 $18) 22. h5+ {Führt forciert zu einem besseren, aber möglicherweise nicht gewonnenem Endspiel.} (22. Rd4 { scheint eine sehr gute Alternative zu sein.} Qe7 {Nun läuft die Partie völlig überzeugend. Sie zeigt auch, wie langsam Weiß spielen kann.} (22... Rxd4 23. Qxd4) 23. h5+ Kh6 24. Ne6+ Kh7 25. Nxf8+ Qxf8 26. Rxc4 Nxc4 27. e6 f6 28. Qf5+ Kg8 29. e7 Qe8 30. h6 Nd6 31. Qg4 {1-0 Linna-Huuskonen/FIN-ch corr 1992}) 22... Kh6 23. Nxf7+ Kh7 24. Qf5+ Kg8 25. e6 $1 Qf6 $1 (25... Qe7 26. h6 $1 Rh4 27. Rd4 $18 {mit durchschlagendem Angriff.}) 26. Qxf6 gxf6 27. Rd2 $1 {Nach der Partie wurde} (27. Nd6 {als noch besser gefunden, aber als diese Variante 24 (!) Jahre später in der Partie Naumkin-Nevanlinna tatsächlich aufs Brett kam - sicherlich unwissend - gelang es Weiß nicht zu gewinnen und auch die Analysen zeigten keinen Vorteil auf.} Nxd1 28. e7 Rc1 29. h6 Rb8 30. Nxb7 Rcc8 31. Nd6 Re8) 27... Rc6 {Oder} (27... Rb4 28. a3 Rb5 29. Nd6 Nc4 30. Nxb5 Nxd2 31. e7 Re8 32. Nc7 Bc6 33. Re6 Bd7 34. Nxe8 Bxe8 35. Rxf6 Bf7 36. h6 {usw.}) 28. Rxb2 Re8 $2 (28... Bc8 {war notwendig und von einfachem Gewinn kann dann keine Rede sein.} 29. Nh6+ (29. e7 Re8 30. Nd8 Rc7 31. Rd2 Rcxe7 32. Rxe7 Rxe7 33. Rxd5) 29... Kh7 30. Nf5 Rxe6 31. Rc1 {und Schwarz hat viel bessere Verteidigungschancen als in der Partie.}) 29. Nh6+ Kh7 30. Nf5 Rexe6 31. Rxe6 Rxe6 32. Rc2 Rc6 33. Re2 Bc8 (33... Rc7 34. Re6 Bc8 35. Rxf6 Bxf5 36. Rxf5 $18) 34. Re7+ Kh8 35. Nh4 f5 36. Ng6+ Kg8 37. Rxa7 {Soweit die Partie mit den Anmerkungen von GM Knaak. Fassen wir kurz zusammen, welche Voraussetzungen es für dieses Opfer auf h7 geben soll: Wichtig ist ein Bauer auf e5, der die Verteidigung des Gegners einschränkt, z. B. durch die Beherrschung von f6 und dem König viele Fluchtfelder verwehrt. Der weiße Springer sollte in den meisten Fällen das Feld g5 erreichen können, um die Dame, die auf der h-Linie angreift, zu unterstützen. Ein gegnerischer Bauer auf h6 kann dem Springer den Zutritt zu g5 meist nicht verwehren, wenn Weiß einen Bauern auf h4 hat, der den Springer stützt, wodurch sich dann die h-Linie für den weißen Turm öffnet, falls der Springer geschlagen wird. In den folgenden Partien werden wir sehen, dass die genannten Bedingungen zum Großteil erfüllt sein müssen, wenn das Opfer auf h7 Erfolg haben soll.} 1-0 [Event "Interpolis 11th"] [Site "Tilburg"] [Date "1987.10.06"] [Round "14"] [White "Kortschnoj, Viktor Lvovich"] [Black "Ljubojevic, Ljubomir"] [Result "1-0"] [ECO "E56"] [WhiteElo "2630"] [BlackElo "2625"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "77"] [EventDate "1987.09.16"] [EventType "tourn"] [EventRounds "14"] [EventCountry "NED"] [EventCategory "15"] [SourceTitle "CBM 004"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1988.06.01"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1988.06.01"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,77,30,23,23,4,4,6,36,35,35,20,20,24,14,9,20,12,31,45,25,16,9,25,28,23, 26,25,25,34,58,16,33,18,66,73,64,64,67,83,102,53,57,55,66,44,85,81,46,48,46,0, 0,0,0,0,118,129,98,15,15,57,113,68,68,100,117,117,136,114,81,-30,53,38,232,244, 830,860,29989,29990]} {Unsere sechste und letzte Beispielpartie zum Thema "der Isolani im Angriff" ist eine kampfbetonte Begegnung zwischen "Viktor dem Schrecklichen" und dem neuen jugoslawischen Vorkämpfer, der in den 70er Jahren einen kometenhaften Aufstieg verzeichnete. Was Kombinationsgeschick und Kampfeslust anbelangt, stand der alte Haudegen seinem um zwanzig Jahre jüngeren Kontrahenten in nichts nach.} 1. d4 Nf6 2. c4 e6 3. Nc3 Bb4 4. e3 O-O 5. Bd3 d5 6. Nf3 c5 7. O-O Nc6 8. a3 {die "moderne Variante" eines Nimzoinders. Und sehr klassisch gespielt, denn Weiß spielt a3 erst, nachdem Schwarz bereits d5 gespielt hat. Bei einer anderen Begegnung der beiden, die sieben Jahre zuvor gespielt wurde und in der ein Damengambit auf das Brett kam, charakterisierte Kortschnoi seinen Gegner folgendermaßen: "Als großer Taktiker und origineller Schachdenker neigt Großmeister Ljubojevic zu schärferen Eröffnungen wie Benoni oder Sizilianisch. Die klassischen Positionen passen nicht zu seinem Stil." Durchaus interessant, wie Kortschnoi seine Gegner beurteilt und ihnen eine ihrer Art gemäßere Eröffnungswahl empfiehlt.} Ba5 ({Üblicher ist} 8... Bxc3 {obwohl auch gegen den Textzug wahrscheinlich nicht viel einzuwenden ist.}) 9. h3 {ein Zug für den sich die Engines auf die Schnelle nicht erwärmen können.} dxc4 10. Bxc4 Bd7 11. Bd3 Qe7 12. Ne4 Nxe4 13. Bxe4 cxd4 14. exd4 {Nun hat der Isollani die Arena betreten.} h6 15. b4 Bb6 16. b5 Na5 17. a4 Rfd8 18. Ba3 Qf6 19. Bb4 Qf4 {[#]} 20. Bb1 {Weiß bringt seine Dame/Läufer Batterie auf der Diagonale b1/h7 in Stellung.} a6 21. Qd3 {Droht vorerst einmal mit einem "Zwischenmatt" und erzwingt damit eine weitere Schwächung der schwarzen Königsstellung.} g6 22. Bd2 Qf5 23. Qe3 ({Die Maschine gibt} 23. Qa3 {als viel stärker an.} Qh5 24. Qe7 {und Schwarz tut sich schon schwer, gute Züge zu finden.}) 23... Qh5 24. Ne5 {und der Springer begibt sich auf seinen Stützpunkt.} axb5 25. Bxa5 Bxa5 ( {Auch nach} 25... Rxa5 26. Bxg6 fxg6 27. Nxd7 Rxd7 28. Qxe6+ Rf7 29. Qxb6 bxa4 {behält Weiß die etwas bessere Stellung.}) 26. Qf4 Be8 27. Ng4 Kf8 28. Nf6 g5 29. Qe5 Qh4 30. Ng4 Bb6 31. Qh8+ Ke7 32. Qf6+ Kf8 33. Rd1 Bc7 ({Weder} 33... h5 34. g3 Qxh3 35. Ne5 Kg8 36. Qh6 $18) ({noch} 33... Rxa4 34. Rxa4 bxa4 35. Kh2 a3 36. Be4 Bc6 37. Bg6 {vermögen am klaren Gewinn von Weiß zu rütteln.}) 34. Ra3 h5 35. g3 Qxh3 36. Nh6 h4 37. Bf5 Be5 38. Qxe5 exf5 39. Re3 {und selbst weitere Verzweiflungsopfer können das Matt nicht mehr verhindern. Auffallend ist, dass der Isolani wohl die meiste Zeit unter Feuer stand, aber letztlich steht er noch immer. Seine Aufgabe bestand lediglich darin, e5 als Stützpunkt und Angelpunkt für die weißen Figuren zu installieren.} 1-0 [Event "AVRO"] [Site "Netherlands"] [Date "1938.11.22"] [Round "11"] [White "Botvinnik, Mikhail"] [Black "Capablanca, Jose Raul"] [Result "1-0"] [ECO "E49"] [Annotator "Kasparov,G"] [PlyCount "81"] [EventDate "1938.11.06"] [EventType "tourn"] [EventRounds "14"] [EventCountry "NED"] [SourceTitle "HCL"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1999.07.01"] [SourceVersion "2"] [SourceVersionDate "1999.07.01"] [SourceQuality "1"] {[%mdl 33][%evp 0,81,19,31,34,0,4,4,33,22,31,8,2,18,29,-1,10,5,5,-3,13,-18,-7, -22,-19,-12,-14,-14,-20,-23,-26,-24,-20,-22,-21,-25,6,-19,-23,7,10,10,2,-58, -19,32,55,51,56,47,52,68,70,88,82,100,115,119,131,0,0,0,0,0,0,428,693,740,744, 597,600,600,637,664,853,902,894,956,946,983,983,983,29987,29988] The chess tournament organised by the Dutch radio company AVRO was the most representative gathering of all of the strongest chess players of the time. Mikhail Botvinnik was only third (!) in this magnificent event, but his two superb victories over Alekhine and Capablanca gave a serious foundation to his claim to the world title - a dream he eventually fulfilled ten years later. The game described below belongs to the golden treasury of chess. It proves that Botvinnik's strategical vision was already superior to the greatest genius of the old guard. Das Turnier wurde 1938 von dem niederländischen Radio-Hersteller AVRO organisiert und war eine Zusammenkunft der weltbesten Spieler jener Zeit. Mikhail Botvinnik wurde nur dritter (!) in diesem großartigen Turnier, aber seine hervorragenden Siege gegen Aljechin und Capablanca untermauerten seinen ernsthaften Anspruch auf den Titel des Weltmeisters Ein Traum, der zehn Jahre später in Erfüllung ging. Die folgende Partie gehört zum goldenen Schatz des königlichen Spiels. Sie beweist, daß Botvinniks strategische Weitsicht bereits damals dem großen Genie der alten Garde überlegen war.} 1. d4 Nf6 2. c4 e6 3. Nc3 Bb4 4. e3 d5 5. a3 Bxc3+ 6. bxc3 c5 7. cxd5 exd5 {Today we all know that due to Black's premature definition of the pawn structure in the centre White has the better opportunities to gain the initiative. But in those days both opponents were wandering in 'terra incognita' - the routes that were to develop in the Nimzo-Indian Defence were just being formed. Heute wissen wir alle, daß die vorzeitige Festlegung der schwarzen Bauernstruktur im Zentrum Weiß beim Kampf um die Initiative bessere Chancen einräumt. Aber zu jener Zeit wanderten beide Gegner noch auf 'terra incognita' - man hatte gerade erst begonnen, die endgültigen Pfade in der Nimzoindischen Verteidigung zu definieren.} 8. Bd3 O-O 9. Ne2 b6 10. O-O Ba6 {[#] By all chess standards that dominated the minds of the chess players in the 20s and 30s Black has absolutely nothing to complain about. Good pawn structure, easy development, no weaknesses. White isn't even threatening any immediate action. However, Botvinnik felt correctly that a possibility of a central advance e3-e4-e5 (after the preparatory f3) could lead to a violent attack on the kingside. Hard to believe? Well, at least you are thinking along the same lines as the great Cuban champion. Nach allen gängigen Maßstäben der Meister der zwanziger und dreißiger Jahre müßte Schwarz mit dieser Stellung ganz zufrieden sein. Eine gute Bauernstruktur, leichte Entwicklung, keine greifbaren Schwächen. Weiß droht nicht einmal, irgendwelche Aktivitäten zu entfalten. Allerdings fühlte Botvinnik völlig zu Recht, daß die Möglichkeit eines Vorstoßes im Zentrum mit e3-e4-e5 (nach dem vorbereitenden f3) einen scharfen Angriff im Zentrum einleiten könnte. Sie glauben das nicht? Nun, das tat ebensowenig der kubanischen Exweltmeister.} ({In the game Kasparov-Ivanovich, 1983, after hatte Weiß nach} 10... Re8 11. f3 Ba6 12. Ng3 Bxd3 13. Qxd3 Nc6 14. Bb2 c4 15. Qd2 Qd7 16. Rae1 {White has finished mobilizing quickly and effectively. That is how, step by step, through constant practical testing, we are improving old plans. But the most valuable contribution, of course, is to invent a sound long-term strategy! seine Figuren schnell und effizient mobilisiert. Das ist die Art, wie die Meister Schritt für Schritt, durch stetiges praktisches Ausprobieren, die alten Pläne revidieren und durch neue, bessere ersetzen. Der wichtigste Beitrag bleibt indes die Definition der langfristigen Strategie eines solchen Eröffnungssystems!}) 11. Bxa6 {Inzwischen haben uns viele Partien gezeigt, daß man besser sofort 11.f3 spielen und den Zentrumsdurchbruch vorantreiben sollte. Die Dame will ohnehin nach d3 ziehen, und der schwarze Springer erhält keine zweite Option.} (11. f3) 11... Nxa6 12. Bb2 $2 {Pioneers are doomed to making mistakes. The wrong move order always damages a deep strategical plan. Pioniere sind dazu verdammt, Fehler zu begehen. Die falsche Reihenfolge der Züge verletzt den tiefen strategischen Plan. Nötig war 12.Dd3.} (12. Qd3) 12... Qd7 13. a4 {Forced. Now Erzwungen.} ({Nun war} 13. Qd3 { was not good because of nicht gut, weil} Qa4 $1 {sealing White's queenside. den weißen Damenflügel abriegelt.}) 13... Rfe8 $2 {Capablanca misses the moment to seize the initiative Capablanca verpaßt die Gelegenheit, die Initiative zu ergreifen:} (13... cxd4 14. cxd4 Rfc8 {followed by gefolgt von Rc4 und Rac8. Danach kann Weiß seine aktiven Pläne ad acta legen und muß sich statt dessen auf eine Verteidigungsstrategie konzentrieren.} 15. Z0 Rc4 16. Z0 Rac8) 14. Qd3 c4 $2 {[%cal Ya6b8,Yb8c6,Yc6a5,Ya5b3] This serious positional mistake has a clear historical background. The 50-year-old Capablanca in his long chess career never dealt with hidden dynamic factors. His unique intuition and rich experience didn't send any danger signals here. Instead he counted on using his opponent's light squares with the long manoeuvre Na6-b8-c6-a5-b3. Capablanca simply underestimated the explosive power of White's position. Ein ernsthafter positioneller Fehler, aber einer mit einem klaren geschichtlichen Hintergrund. Der 50jährige Capablanca hatte in seiner langen Schachkarriere nie mit versteckten dynamischen Faktoren zu tun. Seine einzigartige Intuition und reiche Erfahrung haben hier keine Gefahrensignale ausgesandt. Statt dessen hat er damit gerechnet, die weißen Felder des Gegners mit dem langen Manöver Sa6-b8-c6-a5-b3 ausnutzen zu können. Capablanca hat ganz einfach die Explosivkraft der Weißen Stellung unterschätzt.} 15. Qc2 Nb8 16. Rae1 Nc6 17. Ng3 Na5 ({If Falls} 17... Ne4 {then dann kommt} 18. Nh1 $1 { and White's plan works out anyway, e.g. , und der weiße Plan funktioniert trotzdem, z.B.} f5 19. f3 Nd6 20. Ba3 g6 21. Ng3 {and after the inevitable e3-e4 the weakened position of the Black king is a source of permanent trouble. und nach dem unvermeidlichen e3-e4 ist die geschwächte Stellung des schwarzen Königs eine Quelle langanhaltender Probleme.}) 18. f3 Nb3 {Both sides are quite persistent. The a4-pawn is lost, but the long-awaited central advance is also ready. Beide Seiten sind hartnäckig. Der a4-Bauer ist verloren, aber der lange erwartete Vorstoß im Zentrum steht ebenfalls bevor.} 19. e4 Qxa4 { This miserable pawn has played an important role as bait for the tiger! Der armselige Bauer hat eine wichtige Rolle gespielt - als Köder für den Tiger!} 20. e5 Nd7 {[%cal Yb3c5]} 21. Qf2 {Otherwise the isolated knight is able to come back into the game extremely effectively after Nb3-c5! Now Black has to take his opponent's threats more seriously - the white knight is heading for f5 and d6, and the advancing f-pawn could be a battering ram that will crack open the black castled position. But Capablanca cannot be frightened by these shadows on the horizon. The stubborn proponent of economy was famous for an astonishing ability to defend his king with a minimum of resources while his main army was gaining an advantage elsewhere. Sonst kann der isolierte Springer mit Nb3-c5! sehr effektiv wieder ins Spiel kommen. Jetzt muß Schwarz die gegnerischen Drohungen sehr ernst nehmen: der weiße Springer strebt über f5 nach d6, und der vorrückende f-Bauer könnte bald als Rammbock gegen die Rochadestellung des weißen Königs aufbrechen. Aber Capablanca ließ sich von den dunklen Wolken am Horizont nicht einschüchtern. Der große Verfechter von Ökonomie im Schach war berühmt für seine erstaunliche Fähigkeit, den eigenen König mit einem Minimum an Material zu verteidigen, während der Hauptteil seiner Streitkräfte auf der anderen Seite Vorteile errang.} g6 22. f4 f5 { Forcing the opening of the e-file and an exchange of rooks. Öffnet die e-Linie und erzwingt den Turmtausch.} 23. exf6 Nxf6 24. f5 {Getting closer to the black king. Rückt näher an den schwarzen König.} Rxe1 25. Rxe1 Re8 { Using a tactical trick to protect the knight on f6: 26.fxg6... (variation). Capablanca was reducing White's attacking potential, however, from now on he had no choice but to join the club of chess masterpieces. Unfortunately he was sitting on the wrong side of the board! In the event of Capablanca benutzt einen taktischen Trick, um den Springer auf f6 zu verteidigen. Er will das Angriffspotential seines Gegners reduzieren und schafft dabei ein Meisterwerk der Schachkunst - nur leider saß er an der falschen Seite des Brettes! Auch nach} (25... Rf8 26. Qf4 {White's attack is also unstoppable, e.g. ist der weiße Angriff unaufhaltsam, z.B.} Qa2 27. fxg6 $1 Qxb2 (27... hxg6 28. Qg5) 28. g7 $1 Kxg7 29. Nf5+ Kh8 30. Qd6 Rf7 (30... Kg8 31. Qg3+) 31. Qxf6+ {mating.}) 26. Re6 $1 (26. fxg6 hxg6 27. Rxe8+ Nxe8) 26... Rxe6 {Now instead of being consumed in the flame of the attack the modest f-pawn is making a dream career. The appearance of this powerful ally for the white queen was impossible to avoid: Anstatt in den Flammen des Angriffs einzugehen, hat der bescheidene f-Bauer eine Traumkarriere. Es war auch unmöglich, diesen mächtigen Verbündeten der weißen Dame zu stoppen:} (26... Kg7 27. Rxf6 $1 Kxf6 28. fxg6+ Kxg6 (28... Ke7 29. Qf7+ Kd8 30. g7) 29. Qf5+ Kg7 30. Nh5+ Kh6 31. h4 $1 Rg8 32. g4 Qc6 33. Ba3 $1 {with mate to follow.}) 27. fxe6 Kg7 28. Qf4 Qe8 { The queen must return Die Dame muß zurückkehren:} (28... Qa2 $2 29. Nf5+ { with mate in five.} gxf5 30. Qg5+ {etc.}) 29. Qe5 Qe7 {[#] Attack and defence have reached a faltering parity, each side needs reserves to decide an epic battle in its favour. The question is whose minor piece from the forgotten flank is faster? Black's knight is going to use the same route Ncb3-a5-c6, but what about the sleeping white bishop? Angriff und Verteidigung haben ein instabiles Gleichgewicht erreicht, bei dem jede Seite zusätzliche Kräfte benötigt, um diese epische Auseinandersetzung erfolgreich zu bestehen. Die Frage ist nur: wessen Leichtfiguren lassen sich schneller vom vergessenen Damenflügel in das Kampfzentrum bringen. Der schwarze Springer will die gleiche Route zurück nehmen: Ncb3-a5-c6. Aber was ist mit dem schlafenden weißen Läufer?} 30. Ba3 $3 {If the first move of the bishop, 12.Bb2?, was just a bad joke, then the second little step from b2 to a3 has created a drama! The kamikaze act forces the black queen to leave her king again, this time not voluntarily, and to unblock the ambitious pawn which is running for the biggest prize. Der erste Zug dieses Läufers, 12.Bb2?, war ein schlechter Scherz, der zweite kleine Schritt von b2 nach a3 schafft ein Drama auf dem Schachbrett! Die Kamikaze-Handlung zwingt die schwarze Dame, abermals ihren König zu verlassen, diesmal allerdings nicht freiwillig. Dem ehrgeizigen Bauern wird dabei der Weg freigemacht, so daß dieser nach dem höchsten Preis greifen kann.} Qxa3 (30... Qe8 31. Qc7+ Kg8 32. Be7 $1 $18) 31. Nh5+ $1 gxh5 ( 31... Kh6 32. Nxf6 Qc1+ 33. Kf2 Qd2+ 34. Kg3 Qxc3+ 35. Kh4 Qxd4+ 36. Ng4+ $1 $18) 32. Qg5+ Kf8 33. Qxf6+ Kg8 (33... Ke8 34. Qf7+ Kd8 35. Qd7#) 34. e7 ({Nach } 34. Qf7+ Kh8 35. g3 $1 {with the white king escaping to h3 was also enough, but hurrying e7 could spoil everything: findet der weiße König auf h3 Unterschlupf. Das wäre auch ein gangbarer Weg gewesen, allerdings sollte Weiß auf keinen Fall voreilig den Bauern vorspielen und damit alles verderben:} (35. e7 $2 Qc1+ 36. Kf2 Qd2+ 37. Kg3 Qg5+ 38. Kf3 Nxd4+ $1 39. cxd4 Qg4+ {with perpetual check.})) 34... Qc1+ 35. Kf2 Qc2+ 36. Kg3 Qd3+ 37. Kh4 Qe4+ 38. Kxh5 Qe2+ {The exchange of queens doesn't help: Der Damentausch hilft nicht weiter:} (38... Qg6+ 39. Qxg6+ hxg6+ 40. Kxg6 {and now the pawn promotes to queen (or rook!) with mate. und nun wandelt der Bauer in eine Dame oder einen Turm (!) um und setzt dabei matt.}) 39. Kh4 Qe4+ 40. g4 {The sad knight on b3 is left as a silent reproach for Black's stragegical miscalculation in the early middlegame. Der traurige Springer auf b3 bleibt als stumme Mahnung für die strategische Fehleinschätzung von Schwarz im frühen Mittelspiel.} (40. Kh3 $2 h5 $1 41. Qf8+ Kh7 42. Qf7+ Kh6 43. Qf6+ Kh7 44. Qg5 Qe2 $1 45. g3 (45. Kh4 Nd2 $1 46. Qf5+ (46. Qxh5+ $4 Qxh5+ 47. Kxh5 Ne4 $1 $19) 46... Kh6 47. Qf6+ Kh7 48. h3 Qxg2 $11) 45... Qe6+ 46. Kh4 (46. g4 hxg4+ 47. Kh4 Qe1+ {'='} 48. Kh5 (48. Kxg4 Qe4+ $11) 48... Qe6 49. Kh4 Qe1+ $11) 46... Nd2 $1 47. Qxh5+ Kg7 48. e8=Q Nf3+ $1 49. Qxf3 Qxe8 50. Qxd5 Qf7 51. Qg5+ Qg6 52. d5 (52. Qe7+ Qf7 $11) 52... b5 $11) 40... Qe1+ 41. Kh5 {and Capablanca's resignation, in my opinion, symbolized the end of an heroic era of chess titans, dominating the field with their natural genius. Since this historic moment the professional touch has played a more and more important role as an integral part of chess, the path to ultimate success. und Capablancas Aufgabe hat, nach meinem Gefühl, das Ende eines heroischen Zeitalters im Schach eingeläutet. Ein Zeitalter, in dem die Titanen mit ihrem natürlichen Genie das Feld beherrschten. Danach war es die professionelle Haltung, die eine immer wichtigere Rolle spielte und letztendlich den Weg zum Erfolg ebnete.} 1-0 [Event "Match/City Moscow-Leningrad"] [Site "Moscow"] [Date "1965.??.??"] [Round "?"] [White "Botvinnik, Mikhail"] [Black "Tolush, Alexander V"] [Result "1-0"] [ECO "E42"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "82"] [EventDate "1965.??.??"] [EventType "team-match"] [EventRounds "2"] [EventCountry "URS"] [SourceTitle "EXT 1999"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1998.11.16"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1998.11.16"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,82,30,-2,4,-12,4,4,30,36,46,25,27,42,31,23,36,17,56,56,49,61,40,41,31, 8,18,13,31,32,29,63,63,56,59,54,50,56,56,67,61,58,63,64,64,63,63,63,63,40,40, 72,61,61,90,84,95,100,98,78,100,104,112,109,109,93,106,70,109,95,132,116,123, 113,132,115,117,107,163,154,168,165,166,167,168]} {Unsere fünfte Partie zum Thema "der Isolani im Angriff". Eine sehr feine Arbeit von Botwinnik in seiner Begegnung mit GM Tolusch. Botwinnik braucht ja nicht mehr näher vorgestellt zu werden. Der Lenigrader GM Alexander Tolusch galt als hervorragender Kombinationsspieler und Taktiker, der zahlreiche „Schönheitspreise“ gewann. Auf der anderen Seite sagte man ihm Schwächen im Positionsspiel und beim Lavieren nach. Von seinem taktischen Talent profitierte allerdings der Weltmeister von 1969 bis 1972, Boris Spasski, der ab 1951 acht Jahre lang von Tolusch trainiert wurde. Spasski bezeichnete seinen Trainer einmal als „Spieler der Eingebung“. In dieser Partie nützt Tolusch allerdings die ganze Eingebung nichts, denn zu exakt ist das Spiel des "Patriarchen" auf der anderen Brettseite.} 1. c4 Nf6 2. Nc3 e6 3. d4 Bb4 4. e3 {Das Rubinstein-System. Darüber hinaus ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks, ob man} (4. a3 Bxc3+ 5. bxc3 {vorzieht}) ({oder gleich zu} 4. f3 { greift, denn beides führt zum Sämisch-System.} O-O 5. a3 Bxc3+ 6. bxc3 d5 7. cxd5 exd5 8. e3) {und auch die Idee dahinter bleibt : Weiß will e4 durchsetzen, wobei er die Entstehung des Doppelbauern auf der c-Linie nicht fürchtet.} 4... c5 {An dieser Stelle sei es gestattet auf eine Partie hinzuweisen, die in der Entwicklung der Theorie, vor allem der Theorie des Nimzoinders, Geschichte geschrieben hat. Ich empfehle jedem, die Partie Botwinnik - Capablanca, beim AVRO-Turnier 1938 gespielt, anzusehen, die der Begegnung Botwinnik - Tolusch folgen wird. Vor allem stammen die Kommentare dazu vom großen Kasparow.} 5. Nge2 {Ein sehr nützlicher Zug, der verhindert, dass Weiß ein Doppelbauer zugefügt wird.} d5 6. a3 Bxc3+ 7. Nxc3 cxd4 8. exd4 dxc4 9. Bxc4 {Aber mit der gespielten Zugfolge ist Weiß einverstanden, dass er mit einem Isolani zurück bleibt, den er für den Angriff nützen kann, weil er als Ausgleich das Läuferpaar erhalten hat. Und auch Schwarz kann aus seiner Sicht zufrieden sein, denn er besitzt die gesündere Bauernkonstellation. Ob sie auch die bessere ist, weiß wahrscheinlich niemand so genau.} Nc6 10. Be3 {Die Stellung gilt als ausgeglichen, was aber nicht heißen muss, dass sie auch mit einem Remis endet.} O-O 11. O-O b6 12. Qd3 Bb7 13. Rad1 Ne7 14. Bg5 Ng6 $6 {[#]} ({Vorzuziehen war aus meiner Sicht} 14... Nfd5 15. Nxd5 Bxd5 16. Bxd5 {auch wenn die weiße Strukturschwäche, der Isolani, dadurch verschwindet.} exd5 {und Weiß steht nur unwesentlich besser.} ) 15. f4 $1 {Mit dem offensichtlichen Ziel den Isolani in einen Freibauern zu verwandeln.} h6 16. f5 ({Auch} 16. Bxf6 Qxf6 17. f5 {führt zur gleichen Stellung.}) 16... exf5 17. Bxf6 Qxf6 18. Rxf5 Nf4 19. Rxf6 Nxd3 20. Rxf7 Nxb2 21. Rxf8+ Kxf8 22. Rf1+ Ke8 23. Be6 Rd8 24. d5 Bc8 25. Rf7 {Natürlich könnten wir die Partie auch unter dem Motto "die Bedeutung der 7. Reihe" bringen.} Bxe6 26. dxe6 Rd6 27. Rxg7 Rxe6 28. Rxa7 Nd3 29. h3 Nf4 30. Ra4 Ne2+ 31. Nxe2 Rxe2 32. Ra7 Kf8 33. Rb7 Re6 34. Kf2 Rf6+ 35. Kg3 Rg6+ 36. Kf3 Kg8 37. g3 Rc6 38. Kg4 Kh8 39. Kf5 Rc5+ 40. Kg6 Rc6+ 41. Kh5 Kg8 {Und nachdem die Partie abgebrochen wurde, konnte sich Tolusch überzeugen, das das Turmendspiel für Weiß gewonnen ist, und die Hängepartie wieder aufzunehmen, sinnlos wäre, gab Schwarz auf. Eine sehr schöne strategische Leistung Botwinniks.} 1-0 [Event "Match/Nation YUG-HUN"] [Site "Pula"] [Date "1971.09.13"] [Round "2.1"] [White "Gligoric, Svetozar"] [Black "Portisch, Lajos"] [Result "1-0"] [ECO "D27"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "131"] [EventDate "1971.09.12"] [EventType "team-match"] [EventRounds "2"] [EventCountry "YUG"] [SourceTitle "EXT 2018"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "2017.10.13"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "2017.10.13"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,131,30,23,23,4,28,18,28,35,39,31,41,52,35,15,31,0,14,17,19,19,19,26, 26,9,9,-4,19,5,62,10,2,-5,15,24,13,36,29,29,60,57,71,71,79,59,68,44,56,57,57, 63,56,61,75,57,64,27,31,37,32,31,31,2,54,49,46,62,89,65,93,65,74,54,67,65,70, 79,88,88,102,88,91,135,135,89,122,120,132,131,135,130,132,134,112,111,139,85, 92,91,99,76,76,84,81,66,69,67,74,74,74,47,71,62,62,47,41,46,78,74,64,64,88,81, 96,94,198,202,304,297,298,312,353,188]} {Unser viertes Beispiel zum Thema "der Isolani im Angriff" ist eine Partie zwischen zwei Großen der Schachkunst. Svetozar Gligoric (* 1923 + 2012) war über drei Jahrzehnte der Vorkämpfer Jugoslawiens. Als Halbwaise war er bereits in seiner Jugend ein großes Talent. Sein Vater starb, als Svetozar 11 Jahre alt war. Als seine Mutter 1940 im Krieg ums Leben kam, schloss sich Gligoric den Partisanen an und berührte bis zum Kriegsende keine Schachfigur mehr. Nach dem Krieg setzte er seine Schachkarriere fort und spielte 15 Olympiaden für Jugoslawien. er war ein äußerst symphatischer Mensch, der sich auch nicht scheute, mit einem Patzer wie mir eine Partie zu analysieren. dieses Vergnügen hatte ich beim Open in Rijeka 1984. Sein Gegner Lajos Portisch (* 1937) nahm für Ungarn zwanzig mal (!) an Olympiaden teil. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des WAC veranstaltete die Schachsektion des Vereins ein Simultan auf 30 Brettern. Zwei weitere Simultan-Vorstellungen gab Portisch in Villach und Klagenfurt. Er war damals die Nummer 2 der Welt. Natürlich erinnere ich mich gern daran, dass es mir als einzigem Kärntner gelang, Portisch beim Simultan zu besiegen. Ein Remis erreichten Erich Steflitsch, Helmut Erhart und Arnulf Ramusch und noch zwei oder drei andere, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnere.} 1. d4 d5 2. c4 dxc4 3. Nf3 Nf6 4. e3 e6 5. Bxc4 c5 6. O-O a6 7. a4 Nc6 8. Qe2 cxd4 9. Rd1 Be7 10. exd4 {Aus einer sehr bekannten Variante des Angenommenen Damengambits ist das Objekt unseres momentanen Interesses - der Isolani - entstanden. Schwarz wird nun versuchen so viele Leichtfiguren als möglich abzutauschen, denn mit jedem Abtausch wird der Isolani schwächer. Auf jeden Fall soll vermieden werden, dass der Isolani nach d5 vorstoßen kann, weshalb er zu blockieren ist. Am besten geschieht das durch einen Springer auf d5. Weiß wird versuchen, den Stüzpunkt e5 mit dem Springer zu besetzen und für einen Angriff zu nützen.} O-O 11. Nc3 Nd5 12. Bd3 Ncb4 13. Bb1 {Die Engines bewerten die Stellung als ausgeglichen. Das heißt aber nicht, dass man deswegen bereits remis bieten muss.} b6 {Wenn wir die Tempi zählen, die jede Seite aufgewendet hat, um diese Stellung zu erreichen, egibt das jeweils 9 Tempi bei Weiß und Schwarz. Also auch bei der "Erbsenzählerei" herrscht Gleichstand. Was fällt uns sonst noch auf. Nach Lb7 wird Schwarz die Entwicklung aller Leichtfiguren abgeschlossen haben, während Weiß noch zwei Leichtfiguren auf der Grundreihe stehen hat. Besonders für den Läufer auf c1 stellt sich die Frage, wo er einen guten Platz finden wird. (Muss er überhaupt entwickelt werden? Steht er nicht ohnehin ausgezeichnet? Eine Frage, die in diesem Fall nicht leicht zu beantworten ist.) Der Isolani auf d4 ist von Schwarz gut blockiert worden und verspricht im Endspiel eine Beute für die Schwerfiguren oder den König zu werden. Aber Weiß steht ganz ausgezeichnet, finde ich. Beide Läufer zielen auf den feindlichen Königsflügel und dem Springer winkt der Stützpunkt e5. Die Frage ist: Wie bringe ich einen Königs-Angriff in Schwung?} 14. a5 $5 {Ein interessantes kurzfristiges Bauernopfer von Weiß, nachdem Stockfish 11 Schwarz die etwas bessere Stellung zubilligt.} Bd7 ({Stockfish empfiehlt die Annahme, um sofort Ausgleich zu sehen, nachdem einen Zug zuvor Schwarz angeblich besser stand. Das ist das Dilemma bei den maschinellen Bewertungen, das mich immer erstaunt, wenn ich von meinen Schachfreunden höre: Auch der Computer sagt, dass das der beste Zug ist, den ich da gemacht habe. Und das, obwohl sie den Computer nur wenige Augenblicke rechnen ließen.} 14... bxa5) 15. Ne5 bxa5 {[#]} 16. Ra3 $1 {Der Turm macht sich zum Schwenk auf den Königsflügel bereit, um einen Mattangriff mit dem drohenden Läuferopfer auf h7 einzuleiten. Ein Standard-Motiv, das wir in unseren bald folgenden Trainingspartien zu diesem Thema ansehen werden.} f5 {Notwendig, denn} (16... g6 17. Bh6 {verschafft dem Läufer, der noch kurz zuvor um einen guten Platz verlegen war, eine ausgezeichnete Angriffsposition.}) 17. Nxd5 Nxd5 18. Nxd7 (18. Rh3 Ba4 19. b3 Bb5 20. Qh5 Nf6 21. Qh4 Bd6 {bringt nichts ein und lässt Schwarz nur den Mehrbauern, der als Doppelbauer zwar kaum von Bedeutung ist, aber ein Bauer ist ein Bauer.}) 18... Qxd7 19. Rxa5 Nc7 20. Ba2 {und plötzlich erweist sich die Schwäche e6 als lästig.} Bd6 21. Bc4 Kh8 22. Qf3 Bb4 23. Ra1 a5 24. Bf4 Nd5 25. Be5 Rfc8 26. Qe2 Qb7 27. h3 Rc6 28. Rac1 Rac8 29. Bxd5 {Dieser Abtausch hebt die Schwäche des Isolani auf, da er nun nicht mehr von vorne angegriffen werden kann.} exd5 30. Rxc6 Qxc6 31. Rd3 Qd7 {Und plötzlich steht Weiß besser, obwohl er rein formal den "schlechten" Läufer hat (schwarzfeldriger Läufer und Zentralbauern auf d4), während Schwarz den "guten" Läufer hat (schwarzfeldriger Läufer und Zentralbauer auf d5), aber der "schlechte" Läufer von Weiß ist leider ein sehr "aktiver" Läufer, der einem "guten" Läufer in nichts nachsteht, während sein Widerpart zwar theoretisch "gut" ist, aber keine Aktivität hat. Das macht aber auch zum Teil die Schönheit beim Schach aus, weil sich Bewertungen der einzelnen Figuren und Bauern im Handumdrehen ändern können.} 32. Rg3 Bf8 $6 $18 ({Versucht werden musste das "trickige"} 32... Bd6 {weil nach} 33. Rxg7 Rc1+ 34. Kh2 Bxe5+ 35. Qxe5 Qxg7 {Weiß mit} 36. Qe8+ Qg8 37. Qe5+ {ins Remis einlenken muss.}) 33. b3 Ra8 34. Qc2 Re8 35. Qd2 Ra8 36. Qg5 Kg8 37. Rf3 g6 38. Rc3 Qd8 39. Qc1 Bd6 40. Qf4 Bxe5 41. Qxe5 Ra7 42. Rc5 Re7 {Problemlos wickelt Gligoric nun in ein gewonnenes Turmendspiel, aufgrund des entstehenden "entfernten" Freibauern, ab.} 43. Rxd5 Qc7 44. Qxc7 Rxc7 45. Rxa5 Rb7 46. Ra3 Rb4 47. d5 Kg7 48. Kf1 Kf6 49. Ke2 Ke5 50. Kd3 Kxd5 51. Kc3 Re4 52. Ra4 Re2 53. Rd4+ Kc5 54. b4+ Kb5 55. Rd5+ Kc6 56. Rd2 Re1 57. f3 Rg1 58. Kd4 Re1 59. Rc2+ Kb6 60. Kd5 Re3 61. Rc6+ Kb5 62. Rc7 h5 63. Rb7+ Ka4 64. Kc4 Ka3 65. Ra7+ Kb2 66. Rg7 {Eine Partie, die mir ausgesprochen gut gefällt, denn der gefährliche Angriff des Weißen steht nur im Hintergrund als Drohung, während das Spiel in positionellem Fahrwasser bleibt und in ein gewonnenes Endspiel mündet. Von meiner bescheidenen Warte aus gesehen, ein Beispiel höchster Schachkunst.} 1-0 [Event "AVRO"] [Site "Hilversum"] [Date "1973.??.??"] [Round "9"] [White "Timman, Jan H"] [Black "Geller, Efim P"] [Result "0-1"] [ECO "D59"] [Annotator "Nagesh Havanur"] [PlyCount "72"] [EventDate "1973.06.12"] [EventType "tourn"] [EventRounds "14"] [EventCountry "NED"] [EventCategory "12"] [SourceTitle "MCD"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1999.07.01"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1999.07.01"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,72,30,28,30,-2,6,4,15,24,14,14,16,16,34,2,27,27,43,36,36,31,31,19,27, 25,4,1,2,29,44,44,-24,5,-3,4,-3,-34,-12,0,0,-1,-9,-47,-77,-56,-53,-104,-61,-78, -93,-93,-86,-75,-74,-41,-30,-41,-82,-122,-122,-279,-281,-345,-388,-410,-289, -479,-302,-690,-630,-967,-1015,-29993,-29994]} {Die dritte Partie zum Thema "der Isolani unterstützt den Angriff" ist eine interessante Begegnung zwischen Efim Geller, ein begnadeter Angreifer, der scharfe Stellungen bevorzugte, und Jan Timman, der zu Zeiten, als der Ostblock noch "funktionierte", neben Bent Larsen zu den besten Spielern des Westens gehörte. Wie der Großteil der sowjetischen "Staatsamateure", war auch Geller eigentlich ein Berufsspieler, wenn er auch in der UDSSR als "Schachjournalist" und Trainer als Amateur gesehen wurde. Ein toller Schachspieler war er aber, egal von welcher Seite man das sehen wollte und noch immer sehen will. Die Partie: Die solide Tartakower-Variante im Damengambit. Schwarz entwickelt seinen Läufer auf die lange Diagonale, auch wenn es in dieser Partie nict dazu kam, ist es trotzdem ein "Tartakower" mit b6.} 1. d4 d5 2. c4 e6 3. Nc3 Be7 4. Nf3 Nf6 5. Bg5 O-O 6. e3 h6 7. Bh4 b6 8. cxd5 Nxd5 9. Bxe7 Qxe7 10. Nxd5 exd5 11. Rc1 Be6 12. Qa4 c5 13. Qa3 Rc8 14. Bb5 $5 {Furman's novelty that he introduced against Geller in Moscow1970. The move became famous after Fischer beat Spassky with it in Game Six, World Championship 1972.} ({The standard} 14. Be2 {sieht irgendwie natürlicher aus.}) ({Ich würde hier} 14. Bd3 {ziehen, weil ich nicht auf Anhieb erkenne, dass das nicht gut ist.}) ({Am sichersten wäre wohl} 14. dxc5 bxc5 {was ich in einer Partie nie spielen würde, weil der d-Bauer mein Heiligtum ist, den ich mich zu tauschen weigere, auch wenn es gut ist. Soviel zu meinen Vorurteilen. Jetzt würde ich aber aufgrund der Bauernstruktur der weißen Stellung den Vorzug geben (Weiß hat nur zwei Bauerninseln, während Schwarz drei hat).}) 14... Qb7 $1 $146 {A brilliant move that calls into question Furman's novelty. The immediate threat is to encircle the White bishop with...c5-c4. So White has no time to castle.} ({ Schwächer wäre hier} 14... a6 $2 15. dxc5 bxc5 16. O-O Ra7 17. Be2 {und die Bauernstruktur könnte Schwarz auf Dauer Probleme bereiten.}) 15. dxc5 bxc5 16. Rxc5 Rxc5 17. Qxc5 {[#] Auf den ersten raschen Blick kommt mir die weiße Stellung besser vor. Warum? Ich sehe hier das Blockadefeld d4 für den weißen Springer, wonach der Isolani schlecht sein muss und der Läufer e6 auf ewig ein schlechter Läufer bleibt. Erst der nächste schwarze Zug belehrt mich eines besseren. Ob ich das in einer Partie sehen würde, glaube ich eher nicht, weil ich mich im Unterbewußtsein weigere, einen Springer an den Rand zu ziehen und deshalb gar nicht so weit rechnen würde. Schach ist halt schwer.} Na6 $1 {Und plötzlich sieht die weiße Position aufgrund der fehlenden Rochade und des damit einhergehenden Entwicklungsrückstandes eklig aus.} 18. Bxa6 ({Schlecht ist natürlich If} 18. Qc6 $2 {denn} Qxc6 19. Bxc6 Rb8 $1 20. b3 ({or} 20. O-O Rxb2 $17) 20... Rc8 {beendet den Tag mit einer weißen Niederlage.}) 18... Qxa6 {With a new threat on the horizon, 19...Rc8.} 19. Qa3 {Was sonst?} Qc4 20. Kd2 $2 ({Auch} 20. Qc3 {scheint nicht unbedingt verlockend zu sein, denn} Rb8 $1 ({not} 20... Qxa2 $2 21. O-O $11 {lets White off the hook.}) 21. Qxc4 dxc4 22. b3 cxb3 23. axb3 Rxb3 24. O-O Rb2 $15 { hat Schwarz durch den Freibauern auf der a-Linie trotz Materialgleichheit doch etliche Trümpfe.}) {Und nach} 20... Qg4 {ist die Partie plötzlich so gut wie hin. Und dabei hat alles so gut angefangen!} 21. Rg1 d4 $1 {Opening up lines against the white king.} 22. Nxd4 {Weiß hat zwei Mehrbauern - einer davon ist der "schwache" gefallene Isolani - was will man mehr?} ({If} 22. exd4 Rb8 { Black threatens 23...Bd5 among other things.} 23. b3 Qf4+ 24. Ke2 Qe4+ 25. Kd2 Bf5 26. Qc5 Qd3+ 27. Kc1 Rc8 {sieht auch irgendwie übel aus.}) 22... Qh4 23. Re1 Qxf2+ 24. Re2 Qf1 25. Nxe6 fxe6 26. Qd6 {White had to stop...Rd8+.} Kh8 27. e4 Rc8 28. Ke3 Rf8 29. Rd2 (29. Kd2 {is also met by the same move} e5 $1) 29... e5 $1 $19 30. Qxe5 Qe1+ 31. Re2 Qg1+ 32. Kd3 Rd8+ 33. Kc3 Qd1 34. Qb5 Qd4+ 35. Kc2 a6 36. Qxa6 Qc5+ {Played with youthful energy by Geller!} (36... Qc5+ 37. Kb3 Rb8+ {führt leider zum Matt.}) 0-1 [Event "Candidates"] [Site "London"] [Date "1989.04.06"] [Round "7"] [White "Karpov, Anatoly"] [Black "Jussupow, Artur"] [Result "1-0"] [ECO "D56"] [WhiteElo "2755"] [BlackElo "2610"] [Annotator "Jussupow,A"] [PlyCount "105"] [EventDate "1989.10.??"] [EventType "match"] [EventRounds "8"] [EventCountry "ENG"] [SourceTitle "Candidates"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1999.07.01"] [SourceVersion "2"] [SourceVersionDate "1999.07.01"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,105,28,46,21,-2,-2,-2,0,6,15,14,14,16,25,3,40,26,27,34,72,72,58,58,58, 65,55,36,38,39,60,31,31,57,59,44,70,97,63,56,68,82,88,53,58,58,58,-2,25,87,111, 98,101,101,94,92,84,82,73,77,174,164,191,142,159,110,110,132,112,113,121,133, 134,131,172,166,181,187,204,239,238,252,253,195,206,208,217,218,239,247,242, 217,224,218,219,224,230,230,241,209,325,319,342,270,271,272,301,293]} {Unsere zweite Partie zum Thema "Die Kraft des Isolani im Angriff" zwischen zwei schon zu ihren Lebzeiten legenären Meistern. WM Karpow dürfte den meisten Spielern ohnehin ein Begriff sein und GM Jussupow war zeitweise als Dritter der Weltrangliste als WM-Kandidat im Gespräch. GM Jussupow emigrierte aus der Sowjetunion nach Deutschland und spielte für seine neue Heimat lange Zeit am 1. Brett bei internationalen Bewerben. Mit der Trainerlegende Mark Dworetzki betrieb er bis zu dessen Tod eine berühmte Schachschule. Die Lehr-Bücher Jussupows sind zwar keine einfache Kost, aber ohne Einschränkung zu empfehlen, ebenso wie Mark Dworetzkis Werke, die zur Standard-Ausrüstung jedes Schachtrainers gehören müssen.} 1. d4 Nf6 2. c4 e6 3. Nf3 d5 4. Nc3 Be7 5. Bg5 O-O 6. e3 h6 7. Bh4 Ne4 {Ein berühmter Entlastungszug, der vom 2. Weltmeister der neuen Schachgeschichte, Dr. E. Lasker, stammt.} 8. Bxe7 Qxe7 9. Rc1 c6 10. Bd3 Nxc3 11. Rxc3 dxc4 12. Bxc4 Nd7 13. O-O e5 ({Auch in der Nachbetrachtung hält GM Jussupow} 13... b6 {für besser, um den Läufer auf die lange Diagonale zu entwickeln, mit Übergang zur Tartakower-Variante des Damengambits.}) 14. Bb3 $5 exd4 15. exd4 Nf6 16. Re1 Qd6 {[#] 16...Qd8!?+/=} 17. Ne5 $36 {Hier sehen wir den wahrscheinlich wichtigsten Vorteil, den der Isolani auf d4 bietet: er schafft für den Springer den Stützpunkt e5.} Nd5 $2 ({Nicht gut ist auch} 17... Bf5 {was scheinbar die Figurenentwicklung beendet, aber leider in} 18. Bxf7+ Rxf7 19. Nxf7 Kxf7 20. Qb3+ Kf8 21. Qxb7 Rb8 22. Qxa7 Rxb2 23. Rxc6 Qb4 24. Qc5+ {läuft, was zu einem vorteilhaften weißen Endspiel führt.}) 18. Rg3 $40 Bf5 19. Qh5 Bh7 20. Qg4 $1 g5 21. h4 $16 f6 22. hxg5 hxg5 ({Nicht angängig ist natürlich} 22... fxe5 {wegen} 23. gxh6+ Bg6 { und nach} 24. dxe5 {muss die Dame den Läufer im Stich lassen.}) 23. f4 $5 ({ Nicht überzeugend ist} 23. Qh5 Qe7 24. Nd3 Qf7 $16) 23... Rae8 $2 ({Kaum besser scheint} 23... Kh8 {zu sein, wegen} 24. fxg5 fxe5 25. g6 Qxg6 26. Qxg6 Bxg6 27. Rxg6 $16 exd4 {denn} 28. Re4 {ist eine unangenehme Drohung, die Weiß zumindest ein besseres Endspiel verspricht.}) 24. fxg5 fxe5 {Hatte bisher irgendwer jemals das Gefühl, dass der Isolani schwach ist? Im Gegenteil, er unterstützt den weißen Angriff hervorragend mit dem Stützpunktfeld e5 für den Springer.} 25. g6 Bxg6 26. dxe5 $18 Qe6 27. Bxd5 $1 ({Ebenfalls stark ist das sofortige} 27. Qxg6+ Qxg6 28. Rxg6+ Kf7 $16) 27... cxd5 28. Qxg6+ Qxg6 29. Rxg6+ Kh7 30. Rd6 $1 {Es ist bestimmt kein Nachteil, wenn sich jemand zumindest ein bisschen mit Turmendspielen auskennt. eine Beschäftigung damit lohnt sich.} Rc8 31. Re3 Rc2 32. Rd7+ Kg6 33. Rxb7 Re8 34. a3 d4 $6 $138 35. Rd3 Rxe5 36. Rxd4 Rg5 37. Rd6+ Kh5 38. Rh7+ Kg4 39. Rd4+ Kf5 40. Rd5+ Kg6 41. Rg7+ Kxg7 42. Rxg5+ Kf6 43. Rb5 a6 44. Rb6+ {Selbst solche Profis, die annehmen können, dass ein Weltmeister auch Doppelturmendspiele beherrscht, betrachten eine frühe Partieaufgabe als unprofessionell.} Ke7 45. Kh2 $18 Kd7 46. Kh3 Kc7 47. Rb3 Kd6 48. g4 Ke5 49. Kh4 Kf6 50. Rb6+ Kg7 51. Kh5 a5 52. Rb7+ Kg8 53. a4 {eine saubere weltmeisterliche Leistung.} 1-0 [Event "Nottingham International Masters"] [Site "Nottingham"] [Date "1936.08.25"] [Round "13"] [White "Botwinnik, Mikhail"] [Black "Vidmar, Milan Sr"] [Result "1-0"] [ECO "D40"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "47"] [EventDate "1936.08.10"] [EventType "tourn"] [EventRounds "15"] [EventCountry "ENG"] [SourceTitle "HCL"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1999.07.01"] [SourceVersion "2"] [SourceVersionDate "1999.07.01"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,47,19,-12,7,0,4,4,-2,6,13,25,20,14,47,17,86,20,24,6,20,3,42,13,26,34, 45,38,31,24,23,9,33,22,19,83,88,62,204,141,324,295,434,434,468,472,642,472,678, 753] In den nächsten sechs Partien sehen wir uns an, wie der Isolani für den Angriff genützt wird. Die vorliegende Partie, die wir uns als erste ansehen, gehört wohl zu jenen Partien, die am häufigsten in den Lehrbüchern über Strategie publiziert wurden. In seinem Erinnerungsbuch "Goldene Schachzeiten" vermerkt GM Vidmar dazu mit feiner Ironie sinngemäß: Es hat den Anschein, dass ich nur Verlustpartien gespielt habe. Hie und da habe ich aber auch gewonnen. Und er muss wohl öfter als hie und da gewonnen haben, denn sonst hätte er nicht zu den vier besten Spielern seiner Zeit gehört. Dieser GM Vidmar war Zeit seines Lebens Amateur und musste Urlaub nehmen, um bei Turnieren dabei sein zu können. Als Maschinenbauingenieur hat er in der Nähe von Graz gearbeitet. Nach dem Zerfall der Monarchie ging er in seine Geburtsstadt Laibach zurück. Er wurde ein bedeutender Fachmann auf dem Gebiet der Transformatoren-Technik und schrieb dazu wissenschaftliche Arbeiten auf Slowenisch und Deutsch. Berühmtheit erlangte er auch für seine Fainess, so gab er eine Partie gegen Capablanca auf, obwohl sein Gegner zur Fortsetzung der Hängepartie aufgrund eines Missverständnisses nicht erschienen war und Vidmar den Punkt kampflos hätte einstreifen können.} 1. c4 e6 2. Nf3 d5 3. d4 Nf6 4. Bg5 Be7 5. Nc3 O-O 6. e3 Nbd7 7. Bd3 (7. cxd5 {dürfte genauer sein, denn dann verliert Weiß kein Tempo, wie es nach 7.Ld3 dxc4 8.Lxc4 der Fall ist.}) 7... c5 8. O-O cxd4 9. exd4 dxc4 10. Bxc4 Nb6 ({Genauer dürfte} 10... a6 {sein, was a4 provoziert. Aber Vidmar geht es darum, möglichst rasch den Isolani zu blockieren.}) 11. Bb3 Bd7 $6 {Jeder Mensch ist klüger, die einen vorher, die anderen hinterher.} (11... Nfd5 {sieht definitiv besser aus und entspricht auch der Regel, dass der, der gegen den Isolani spielt, Leichtfiguren abtauschen sollte, um die Stellung zu vereinfachen.}) 12. Qd3 Nbd5 ({Und wieder war} 12... Nfd5 {besser. Siehe obige Anmerkung.}) 13. Ne5 Bc6 14. Rad1 Nb4 $6 {Innerhalb von 14 Zügen zieht dieser Springer bereits das vierte Mal. Ob das gut geht?} 15. Qh3 $16 Bd5 16. Nxd5 Nbxd5 ({Und zum dritten Mal geht der "falsche" Springer nach d5.} 16... Nfxd5 {war wieder besser.}) 17. f4 Rc8 {Nachdem f4 gezogen wurde, ist klar, weshalb der andere Springer besser gewesen wäre, weil der weiße f-Bauer nun durch f5 gestoppt werden konnte.} ({ Hingewiesen werden muss auch darauf, dass f5 nicht durch} 17... g6 {verhindert werden konnte, weil das in} 18. Bh6 Re8 19. Ba4 {gelaufen wäre.}) ({Für den Fall von} 17... Ne4 {zeigt Botwinnik den vernichtenden taktischen Schlag} 18. Nxf7 Kxf7 19. Rde1 {und die Stärke des Läufers auf b3 springt ins Auge.}) 18. f5 $1 exf5 19. Rxf5 Qd6 $6 ({Auch das scheinbar bessere} 19... Rc7 {vermag den Laden nicht mehr zusammen zu halten:} {Nach} 20. Rdf1 {ist der kombinierte Druck auf der f-Linie und der Diagonale a2-g8 einfach zu stark.}) 20. Nxf7 Rxf7 21. Bxf6 Bxf6 ({Ebensowenig hilft} 21... Nxf6 22. Rxf6 {und egal wie Schwarz nun schlägt, der Turm auf c8 fällt mit Schach.}) 22. Rxd5 Qc6 23. Rd6 Qe8 24. Rd7 {Vidmar verlor vor allem deswegen, weil er die Drohungen, die auf der Diagonale a2-g8 bestanden, zu spät bemerkte. Interessant ist hier auch, dass man die ganze Zeit nicht das Gefühl hatte, dass der Isolani eine Schwäche darstellen könnte. Ins Auge fiel nur immer, dass der Springer einen herrlichen Stutzpunkt auf e5 hatte. Und es spielte überhaupt keine Rolle, ob der Isolani blockiert war oder nicht. Diese Partie ist - wie schon einleitend betont - sehr bekannt, weil ihr über viele Jahre Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Zurecht, denn die Absichten des Weißspielers wurden mit einer solchen Klarheit vorgetragen, dass auf diesem Gebiet nur sehr wenige andere Partien mithalten können. Meinen Anmerkungen liegen zu großen Teilen die Kommentare von GM Drazen Marovic zugrunde, dessen Lehrbuch "Geheimnisse der Bauernführung im Schach", erschienen im Gambit-Verlag, ausdrücklich allen Spielern zu empfehlen ist.} 1-0 [Event "Christmas Congress 1934/35 Hastings"] [Site "Hastings White Rock Pavilion"] [Date "1934.12.28"] [Round "2"] [White "Botvinnik, Mikhail"] [Black "Euwe, Max"] [Result "0-1"] [ECO "D27"] [Annotator "ChessBase"] [PlyCount "94"] [EventDate "1934.12.27"] [EventType "tourn"] [EventRounds "9"] [EventCountry "ENG"] [SourceTitle "HCL"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1999.07.01"] [SourceVersion "2"] [SourceVersionDate "1999.07.01"] [SourceQuality "1"] {Zum Abschluss die sechste Partie, die sich mit dem schwachen Isolani beschäftigt; und gleichzeitig eine meiner Lieblingspartien, in der zwei Großmeister, die beide in wenigen Jahren Weltmeister werden, die Klingen kreuzen. (Euwe wird 1935 WM gegen Aljechin und Botwinnik erringt den Titel 1948 in den Niederlanden und hält ihn mit Unterbrechungen bis 1963, wo er ihn an Petrosian abgibt.) Zwei gewaltige Strategen, von denen man sehr viel lernen kann. Sehr elegant beutet Euwe hier das Feld d5, als schwaches Feld vor dem Isolani aus, indem er es als Angelpunkt für seinen Gegenagriff nutzt. Die Partie landet in einem exakt geführten Endspiel.} 1. c4 c6 2. e4 {Vorläufig ist also durch Zugumstellung diee Caro-Kann-Verteidigung entstanden.} d5 3. exd5 cxd5 4. d4 {Nun haben wir die Panow-Variante vor uns; ein sehr scharfes System.} Nf6 5. Nc3 Nc6 6. Bg5 e6 7. Nf3 dxc4 {und das macht d4 zum Isollani.} 8. Bxc4 Be7 9. O-O O-O {Und nun steht die Eröffnung fest: Wir sind in einer Variante des Angenommenen Damengambits gelandet. Ein kleiner Unterschied besteht allerdings, denn "normal" steht der Läufer auf e3, wonach Weiß mit De2 und Tfd1 fortsetzt.} 10. Rc1 {Weiß weicht nun ab, da jetzt} (10. Qe2 Nxd4 11. Nxd4 Qxd4 12. Rfd1 Qc5 $11 {sofort den Isolani kosten würde, obwohl das noch kein Malheur wäre, da Weiß als Kompensation gutes Figurenspiel hat.}) 10... a6 {Wenn es Schwarz gelingt b5 durchzusetzen und den weißfeldrigen Läufer zu fianchettieren, kann er mit seiner Entwicklung sehr zufrieden sein.} 11. Bd3 {Das ist eigentlich gegen b5 gerichtet, obwohl dieser Zug dadurch nicht verhindert werden kann.} h6 {Das zwingt den Läufer sich zu erklären.} ( 11... b5 {geht nämlich trotzdem} 12. Nxb5 axb5 13. Rxc6 Rxa2 $6 (13... Bb7 $142 $5 14. Rc2 Rxa2 15. Bxb5 $15 {und Schwarz hat leichten Vorteil.}) 14. Qb1 Ra5 $11) ({Schwach wäre hingegen das sofortige} 11... Nb4 {mit der Idee das Feld vor dem Isolani zu besetzen, wegen} 12. Bb1 b5 13. a3 Nbd5 14. Qd3 g6 15. Bh6 Re8 16. Ne5 {meint das Turnierbulletin. Natürlich sieht Stockfish 10 fünfundachtzig Jahre später das nicht ganz so tragisch und billigt Schwarz Ausgleich zu.}) 12. Be3 (12. Bh4 {war die Alternative, denn d4 muss nicht geschützt werden, weil} Nxd4 $4 {wegen} 13. Nxd4 Qxd4 14. Bh7+ Nxh7 15. Qxd4 { sowieso nicht geht.}) 12... Nb4 13. Bb1 b5 {Ein Detail am Rande: Wenn man sich diese Partie in verschiedenen Quellen ansieht, dann findet man in manchen die schwarzen Züge 12 und 13 vertauscht. Logisch erscheint mir aber die hier angegebene Zugfolge, denn nach 12...b5 muss Weiß nicht Lb1 spielen, nach 12... Sb4 ist das aber fast erzwungen.} 14. Ne5 {Die Engines bewerten diese Stellung als ausgeglichen. Ich denke aber doch, dass Schwarz im Vorteil ist, denn der Isolani auf d4 bleibt schwach, denn das Feld VOR dem Isolani ist fest in schwarzer Hand; und der weiße Angriff ist zudem ins Stocken geraten. Solche strategischen Muster sieht eine Maschine nicht, denn sie rechnet alles bis zum Umfallen, fällt aber trotzdem nicht um.} Bb7 15. Qd2 Re8 ({denn} 15... Rc8 $6 16. Bxh6 gxh6 17. Qxh6 Re8 18. Qg5+ Kf8 19. a3 Nbd5 20. Ne4 $18 {gibt Weiß eine Gewinnstellung.}) 16. f4 $6 {Im Bestreben dem weißen Angriff neues Leben einzuhauchen, überfordert Botwinnik seine Stellung.} ({Darum also war 15.... Te8 notwendig, um bei} 16. Bxh6 gxh6 17. Qxh6 Bf8 $19 {in petto zu haben.}) ( 16. Rfd1 {hält die Stellung wahrscheinlich noch im Gleichgewicht}) ({genauso wie} 16. a4) 16... Nbd5 {Und hier haben wir den wichtigen Blockade-Springer auf dem Feld vor dem isolierten Bauern.} 17. Nxd5 Qxd5 18. f5 $2 {konsequent aber schwach.} (18. Qe2 Rac8 19. a3 {und Schwarz muss noch fleißig arbeiten, um seine bessere Position in einen Punkt umzuwandeln.}) 18... Bd6 $1 $17 19. fxe6 Rxe6 20. Bf5 Re7 $1 (20... Rxe5 $5 {scheint auf dem ersten Blick vielversprechend zu sein, ist aber schwächer als der gespielte Zug.} 21. dxe5 Qxe5 22. g3 $1 {ist ausreichend} ({denn} 22. Bf4 {scheitert an} Bc5+ 23. Rxc5 Qxc5+ 24. Be3 {lässt Weiß mit einer Minusqualität und einem Minusbauern zurück.}) 22... Re8 $44 {und Schwarz hat zwar eine aktive Stellung, aber von einem handfesten Vorteil ist nichts mehr zu sehen.}) 21. Bh3 $2 {Weiß findet sich mit dem Bauernverlust ab und hofft auf sein Läuferpaar als Kompensation. Und Schwarz muss das Endspiel exakt behandeln, was ja schwer genug ist.} ({nach } 21. Rcd1 Rd8 $15 {wäre der Ausgang noch immer unklar.}) 21... Bxe5 $17 ({ kompliziert und deshalb schwer zu rechen ist} 21... Ne4 $1 22. Qc2 Ng5 23. Bxg5 Qxd4+ 24. Kh1 Qxe5 25. Bf4 Qd5 26. Rfd1 Rae8 27. Qf2 (27. Bxd6 Qxd6) 27... Bxf4 28. Rxd5 Bxc1 $19) 22. dxe5 Qxe5 23. Bf4 Qd5 24. Qxd5 Nxd5 25. Bd2 Rae8 26. b3 Re2 27. Rf2 Nf6 28. Ba5 Rxf2 29. Kxf2 Ne4+ 30. Kf1 Ng5 31. Bd7 Re7 32. Bf5 Re5 33. Bb1 Be4 34. Bxe4 Nxe4 35. Rc6 Rf5+ 36. Ke1 Rf2 37. a4 Rxg2 38. Rxa6 (38. Bc7 {war noch einen Versuch wert, worauf Schwarz noch die starke Antwort} Rb2 { finden müsste.}) 38... bxa4 39. bxa4 Rxh2 40. Ra8+ Kh7 41. Bb6 Ra2 42. a5 h5 43. a6 h4 44. a7 h3 45. Bg1 Nf6 ({ebenfalls gut ist} 45... f5 46. Bh2 Ng5 47. Kf1 Nf3 48. Bg3 h2 49. Bxh2 Nxh2+ 50. Kg1 Nf3+ 51. Kf1 Kg6 $19) 46. Kd1 (46. Rb8 Rxa7 47. Bxa7 h2 $19) 46... Ng4 47. Re8 h2 {Ein großes Gefecht zweier großer Kämpfer!} ({Gleich nach der Partie zeigte Botwinnik noch die hübsche Variante} 47... Nf2+ 48. Ke1 Nd3+ 49. Kd1 Rxa7 50. Bxa7 h2 $19) 0-1 [Event "Bad Woerishofen op 2nd"] [Site "Bad Woerishofen"] [Date "1986.??.??"] [Round "?"] [White "Pinter, Jozsef"] [Black "Podzielny, Karl Heinz"] [Result "1-0"] [ECO "D32"] [WhiteElo "2555"] [BlackElo "2430"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "62"] [EventDate "1986.??.??"] [EventType "swiss"] [EventRounds "9"] [EventCountry "GER"] [SourceTitle "EXT 2004"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "2003.11.25"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "2003.11.25"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,61,22,21,46,26,14,15,12,5,9,14,31,25,18,14,14,11,23,14,12,11,26,23,25, 25,36,16,14,0,15,10,9,17,17,-16,1,0,17,11,0,36,36,40,55,63,105,122,129,118,79, 68,153,135,186,148,190,148,231,275,449,128,127,129] Wir sehen uns nun die fünfte Partie zum Thema "der schwache Isolani" an. Ein Spiel zwischen einem GM und dem erst kürzlich verstorbenen "Potzblitz", einem der besten Blitzspieler seiner Zeit, der die GM-Riege mit den Worten "du bist GM und ich nur Meister" herausforderte und sie dann vom Brett fegte. So habe ich ihn zumindest beim Internationalen Open in Velden erlebt. Es geht von "Potzblitz" die Mär, dass er manchmal 40 Stunden ohne Unterbrechung durchblitzte und zu jeder Partie ein Bier trank. Dass er auch vom "langsamen" Spiel allerhand verstand, sehen wir hier, auch wenn er sich einen "schwachen Isolani" einhandelt.} 1. Nf3 c5 2. c4 Nf6 3. Nc3 e6 4. e3 d5 5. d4 {Wir haben nun eine Tarrasch-Verteidigung gegen das Damengambit vor uns.} a6 6. cxd5 exd5 7. Be2 { Die häufigste Variante gegen Tarrasch ist die Fianchettierung des weißfeldrigen Läufers (mit g3 und Lg2), der anhaltenden Druck auf d5 verspricht.} Nc6 8. O-O Bd6 9. dxc5 Bxc5 {Und schon betritt der Isolani die Arena.} 10. b3 O-O ({Zu voreilig wäre der Vorstoß des Isolani} 10... d4 11. Na4 Ba7 12. exd4 O-O {und Weiß behält die leicht bessere Stellung.} ({ Nicht gut wäre hier} 12... Nxd4 13. Nxd4 Bxd4 14. Ba3 Bxa1 15. Qxa1 Be6 16. Bf3 {weil der König für lange Zeit in der Mitte steckenbleiben würde.}) 13. Bb2) 11. Bb2 Re8 12. Rc1 Ba7 {[#]} 13. Rc2 Be6 14. Rd2 {Und nach der Verdoppelung der Schwerfiguren auf der d-Linie ist das Feld VOR dem Isolani gut unter Kontrolle.} Qe7 15. Qb1 Rad8 16. Rfd1 h6 17. Ba1 Bc5 18. h3 Rd7 19. Na4 Bb4 {Etwas besser dürfte es sein, den Läufer zu behalten und La7 zu spielen.} 20. Nb6 Bxd2 21. Nxd7 Bxd7 22. Rxd2 {denn, wie wir schon gelernt haben, kommt jeder Abtausch der Partei entgegen, die gegen den Isolani spielt.} d4 23. Nxd4 Ne4 24. Nxc6 Bxc6 25. Qb2 f5 26. Rd4 Ng5 $2 27. Bc4+ Kh8 (27... Kh7 {war vielleicht etwas genauer.}) 28. Bd5 (28. Rd6 $5 {mit der Drohung Txh6}) 28... f4 29. Bxc6 {Natürlich fällt GM Pinter auf "Blitzschmähs" nicht herein.} ({Ein grober Fehler wäre} 29. exf4 $2 Nxh3+ 30. gxh3 Qe1+ 31. Kg2 Re2 {was nach} 32. Qxe2 Qxe2 33. Bxc6 bxc6 {höchstens noch Ausgleich verspricht.}) 29... fxe3 30. Bxe8 e2 (30... e2 31. Re4 Nxe4 32. Qxe2 Qxe8 33. f3 Nf6 34. Qxe8+ Nxe8 35. Be5) 31. Re4 $5 {Ein meiner Meinung nach sehr schöner "menschlicher Zug", der natürlich viel Rechenarbeit erfordert, denn Weiß musste hier sehen, dass das Endspiel Läufer gegen Springer für Weiß gewonnen ist. Siehe obige Variante.} ({Die Engine gibt natürlich} 31. Bg6 { den Vorzug, denn Computer fürchten das Auftauchen einer zweiten Dame nicht. Ein Mensch hingegen fürchtet sich schon, denn eine zweite Dame könnte ja Gott weiß was anrichten.}) 31... Z0 {Schwarz gibt auf.} 1-0 [Event "Olympiad-20 Final A"] [Site "Skopje"] [Date "1972.10.09"] [Round "12"] [White "Bisguier, Arthur Bernard"] [Black "Karpov, Anatoly"] [Result "0-1"] [ECO "D94"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "64"] [EventDate "1972.09.27"] [EventType "team-tourn"] [EventRounds "15"] [EventCountry "YUG"] [SourceTitle "EXT 2000"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1999.11.16"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1999.11.16"] [SourceQuality "1"] [WhiteTeam "US of America"] [BlackTeam "Soviet Union"] [WhiteTeamCountry "USA"] [BlackTeamCountry "URS"] {[%evp 0,64,22,-5,22,26,30,18,18,18,18,22,27,11,3,0,0,0,-3,0,-1,7,7,7,-4,-34, -17,-9,2,-28,-28,-34,-34,-30,-14,-18,-5,-20,-35,-42,-52,-62,-82,-81,-88,-84, -81,-81,-103,-119,-64,-117,-84,-109,-70,-96,-67,-108,-108,-476,-468,-548,-580, -592,-595,-1387,-1528]} {Dies ist die erste Partie zum Thema "Die Schwäche des isolierten Bauern". Fünf weitere Partien zu diesem Thema werden folgen. Schon in der Präcovid-Zeit haben wir uns mit dem Isolani beschäftigt und den wichtigen Lehrsatz postuliert, dass der Isolani vorrücken muss, wenn er dazu Gelegenheit findet. Ebenso muss der Spieler, der gegen den Isolani spielt, darauf achten, dass das Vorrücken verhindert wird. Wichtig ist auch, dass nicht der Isolani sofort attackiert werden muss, sondern entscheidend ist, dass das Feld VOR dem Isolani zu kontrollieren ist, eben um sein Vorziehen zu verhindern. Für alle Partien ziehe ich die Kommentare von Großmeistern heran, so solche vorhanden sind. Für diese Partie liegen z. B. keine GM-Analysen vor, sodass ich mich auf mein bescheidenes Schachwissen beschränken muss. Um keine eigentlich auf der Hand liegende Taktik zu übersehen, lasse ich dann jede Partie durch Houdini nochmals prüfen. Auf die gespielten Eröffnungen gehe ich nur am Rande ein, denn offensichtliche Eröffnungsfehler werden sich in den GM-Partien ja nicht finden. Also starten wir!} 1. c4 c5 2. Nc3 g6 3. Nf3 Bg7 4. e3 ({Möglich, aber nicht gut ist auch sofortiges} 4. d4 cxd4 5. Nxd4 Nc6 {mit Ausgleich. Bei solchen Stellungen fühle ich mich befangen, denn der d-Bauer ist für mich ein "heiliger" Stein, den ich mich zu tauschen weigere. Und hier bliebe Schwarz mit zwei Bauern auf den Zentrallinien gegen einen Zentrallinienbauern von Weiß "im Vorteil". Übrigens: Dass jeder Eröffnungszug auf die Beherrschung des Zentrums ausgerichtet ist, sollte inzwischen allen klar sein. Die verschiedenen Zentrumsformen werden wir nach und nach in eigenen Lektionen auch noch behandeln.}) 4... Nf6 5. d4 O-O 6. Be2 cxd4 7. exd4 d5 8. O-O (8. Bg5 $6 dxc4 9. Bxc4 Bg4 $11) 8... Nc6 9. h3 Bf5 ({Spielbar ist auch} 9... dxc4 10. Bxc4 Na5 11. Be2 Be6 $14) 10. Be3 dxc4 11. Bxc4 Rc8 $14 12. Be2 {Und schon ist er da; nicht der Frühling, nicht das Virus, sondern der Isolani.} Be6 {Ein Zug des Weltmeisters, den die Engine überhaupt nicht unter den 4 besten Zügen listet. Aber ich denke, der Weltmeister weiß, was er tut.} ({Ebenbürtig scheint mir} 12... Nb4 {zu sein, auch wenn} 13. Qb3 {auf dem ersten Blick unangenehm aussieht.} Nc2 {schlägt dann die Maschine vor} {aber nach} 14. Rac1 Nxe3 15. fxe3 Bh6 16. Kf2 {ist Weiß seinen Isolani los, aber Houdini sieht Schwarz leicht in Vorteil. Ich glaub das nicht ganz, ohne das Gegenteil beweisen zu können.}) 13. Qd2 Qa5 (13... Na5 14. b3 $11) 14. Bh6 $6 {Sieht eigentlich nicht so schlecht aus, denn der Läufer auf g7 drückt unangenehm auf d4 und die schwarzen Felder um den König herum sollten nach dem Tausch schwach bleiben. Die Frage ist nur, wie greift man sie an. Schwächen, die man nicht angreifen kann, haben keine sonderliche Bedeutung.} Rfd8 15. Bxg7 Kxg7 16. Rfd1 Rd6 $1 17. Qe3 Rcd8 18. a3 {Wir sehen: Das Feld VOR dem isolani ist fest in schwarzer Hand, während der Isolani selber noch ausreichend verteidigt ist.} ( 18. Nb5 $6 {geht leider nicht} Rd5 19. Nc3 R5d7 20. Ne5 $2 Rxd4 21. Nxc6 Rxd1+ $19) 18... Bb3 $15 19. Rd2 (19. Nb5 $6 Bxd1 20. Nxd6 Bxe2 21. Nxb7 Qb6 $17 22. Nxd8 Bxf3 23. Nxc6 Bxc6 {und eigentlich herrscht materielles Gleichgewicht (20: 20 Bauerneinheiten), aber der Springer, der nach d5 ins Zentrum kommt, dürfte die Qualität allein aufwiegen.}) 19... Re6 20. Qf4 (20. Qd3 a6) 20... Nd5 ( 20... h6) 21. Nxd5 Rxd5 22. g4 (22. Bd3 Rf6 23. Qe3 Rxf3 $1 24. gxf3 Nxd4 $17 25. Be4 $2 Qxd2 26. Bxd5 Bxd5 $1 $19 {Auf so blöde taktische Sachen fällt man leicht herein.}) (22. Qg3 Rf6) 22... g5 23. Qg3 Rf6 24. Bd1 (24. Rd3 Bc4 25. Re3 Bxe2 26. Rxe2 Rxf3 $1 27. Qxf3 Nxd4 {und auf solche auch. Und wenn diese Möglichkeiten überhand nehmen, dann ist das schon ein Zeichen, dass der Hut bereits lichterloh brennt.}) 24... Bc4 (24... Rxf3 $2 25. Qxf3 Qxd2 26. Bxb3 Rxd4 27. Qxf7+ Kh6 28. Qf8+ Kg6 {Es sei gesagt, dass mich solche Computeranalysen zur Verzweiflung treiben. Die Maschine meldet +37 Vorteil für Weiß, zeigt dann aber nicht, wie Weiß gewinnt, sondern wiederholt die Züge Df8+, Dg8+, De6+ und kommt keinen Schritt weiter. Auch deswegen bin ich bei Computerzügen so skeptisch.}) 25. b3 (25. Rc2 Bd3 {(/\ Be4)}) 25... Ba6 ( 25... Rxf3 26. Bxf3 Qxd2 27. bxc4 (27. Rd1 $2 Qc3 28. bxc4 Rxd4 29. Rxd4 Nxd4 30. Qe5+ Kh6 $1 $19) 27... Rxd4 28. Bxc6 bxc6 29. Qe5+ $10) 26. b4 Qd8 (26... Nxb4 27. Bb3 Nd3 28. Bxd5 Qxd5 $17) 27. Bb3 Nxd4 $1 28. Rxd4 (28. Bxd5 Nxf3+ 29. Bxf3 Qxd2 30. Rd1 Qc3) 28... Rxd4 29. Nxg5 (29. Nxd4 Qxd4 30. Rd1 Qe4 $17) 29... Rd3 30. Qh4 {Na, vielleicht sieht ers nicht und nimmt den Läufer?! Probieren wird man ja wohl noch dürfen.} h6 31. Nxf7 Qd4 32. Re1 Rxh3 $1 { Was haben wir aus dieser Partie lernen können? Es dauerte lang, bis der Isolani erobert wurde. Das positionelle Übergewicht von Schwarz, das er aufgrund des weißen isolani erhielt, wurde taktisch für einen Angriff genützt, bei dem am Ende Weiß ein Figurenverlust drohte. Nicht gesehen haben wir in dieser Partie die übliche Technik, dass Schwarz soviele Leichtfiguren wir möglich zu tauschen sucht, um den Isolani erst im Endspiel einzukassieren. Dieses Thema sehen wir dann in der nächsten Partie.} 0-1 [Event "Skopje Solidarnost-06"] [Site "Skopje"] [Date "1976.02.29"] [Round "1"] [White "Karpov, Anatoly"] [Black "Vaganian, Rafael A"] [Result "1-0"] [ECO "C08"] [WhiteElo "2695"] [BlackElo "2550"] [Annotator "ChessBase/Karpov"] [PlyCount "79"] [EventDate "1976.02.29"] [EventType "tourn"] [EventRounds "15"] [EventCountry "YUG"] [EventCategory "10"] [SourceTitle "MCD"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1999.07.01"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1999.07.01"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,79,22,22,46,41,36,36,33,31,33,11,42,29,25,24,21,3,32,34,41,55,91,39, 54,66,69,59,49,45,51,40,47,43,50,26,57,90,4,15,0,7,-26,-65,-65,-13,-12,-74,52, 86,104,117,152,122,107,138,118,147,157,163,157,147,147,75,189,208,264,254,593, 610,631,637,810,793,808,812,814,821,814,814,836,840] Und hier ist die vierte Partie zum Thema "der schwache Isolani". natürlich sind auch hier zwei meiner "Lieblingsspieler" die Akteure. Karpov aufgrund seines Stils und Vaganjan, weil er ein Französisch-Spezialist ist. Sehen wir uns die Partie an:} 1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nd2 {Das Tarrasch-System gegen die Französische Verteidigung. Zwar verstellt hier der Springer dem Läufer c1 kurzfristig den Weg,} ({ aber gleichzeitig wird die Fesselung des Springers} 3. Nc3 {durch} Bb4 { vermieden, was im Nimzowitsch-System des Franzosen gespielt werden kann. An dieser Stelle ein Buchtipp für Französisch-Spieler: "Französisch... richtig gespielt. Ein Leben lang Französisch" von Wolfgang Uhlmann. Uhlmann ist ein starker Großmeister und Praktiker aus der ehemaligen DDR, der mit allen Großen seiner Zeit, wie Fischer, Botwinnik und Tal erfolgreich die Klingen gekreuzt hat.}) 3... c5 4. exd5 exd5 5. Ngf3 a6 6. dxc5 {eine die Stellung sehr vereinfachende Fortsetzung, die Schwarz aber einen Isolani beschert. Aber Partien werden sehr selten schon in den Eröffnungen gewonnen, obwohl die meisten Amateure ihre Schachzeit dem Eröffnungsstudium widmen. Ich halte das für Unsinn und man kann mich dafür ruhig prügeln.} (6. Be2 c4 {ist angeblich besser.}) 6... Bxc5 7. Nb3 Bb6 ({Ich persönlich halte} 7... Bd6 { für besser, ohne den großen Vaganjan belehren zu wollen.}) 8. Bd3 Ne7 9. O-O Nbc6 10. Re1 Bg4 11. c3 (11. Be3 d4 $1 $11 {Ich halte diesen Bauernvorstoß für angebracht, auch Karpov plädiert in seinen Anmerkungen zur Partie dafür. Die Engines, Houdini 4 und Stockfish 10, rechnen jedoch dagegen an. Partien werden aber nicht... (siehe vorige Anmerkung) Und eine rechenstarke Engine hat man während der Partie auch nicht zur Verfügung.}) 11... h6 ({die sofortige Rochade scheitert an} 11... O-O 12. Bxh7+ Kxh7 13. Ng5+ $16) 12. h3 Bh5 {[#]} 13. Be3 {Der Tausch der schwarzfeldrigen Läufer schwächt alle dunklen Felder von Schwarz, denn sein Zentralbauer steht auf einem weißen Feld. Das ist auch der Grund, weshalb ich der Meinung bin, dass der Läufer nach d6 gehen muss und nicht nach b6, um auf der nur scheinbar besseren Diagonale g1-a7 zu bleiben.} O-O ({Nun wäre} 13... d4 $2 {aber ein Griff in den Kohlekübel, denn nach} 14. Nbxd4 Bxd4 15. Bxd4 Nxd4 16. cxd4 Bxf3 17. Qxf3 Qxd4 18. Rad1 $18 {droht dem Schwarzen Damenverlust und der König bleibt in der Mitte stecken. Ein hoher Preis für ein gewonnenes Bäuerlein.}) ({Wie in einer der vorigen Partien (ebenfalls ein Franzose) kann auch hier Schwarz den Läufertausch nicht verhindern, denn} 13... Bc7 $6 14. g4 $1 Bg6 15. Bxg6 fxg6 16. Nc5 $16 {führt zu keiner beneidenswerten Stellung für Schwarz.}) 14. Bxb6 $14 Qxb6 15. Qe2 Rfd8 16. Rad1 ({Weniger gut wäre} 16. Qe3 Qxe3 17. Rxe3 Bxf3 18. Rxf3 d4 {und Schwarz kann mit dem Isolani vorstoßen und ihn abtauschen und steht danach ausgeglichen.} 19. cxd4 Nxd4 20. Nxd4 Rxd4 $11) 16... a5 17. Bb1 $1 {Schwarz drohte a4 zu spielen, um die weiße Struktur zu zerstören.} Bxf3 $1 {ein wichtiger Zwischenzug!} ({denn nun würde} 17... a4 $2 {an} 18. Nbd4 Nxd4 19. Rxd4 Nc6 20. Rxd5 $1 $16 Rxd5 $2 21. Qe8+ Rxe8 22. Rxe8# { scheitern.}) 18. Qxf3 a4 19. Nd4 Qxb2 20. Nxc6 Nxc6 21. Qf5 $1 g6 22. Qf6 $1 Rd7 (22... Re8 23. Bxg6 fxg6 24. Qxg6+ Kf8 25. Qf6+ Kg8 26. Re6 $18) 23. Bf5 { In seinen Anmerkungen glaubt Karpov hier auf Gewinn zu stehen. Wie üblich glauben die Engines das nicht.} (23. Re3 Qa3 $1 (23... Qb6 $2 24. Bxg6 $1 fxg6 25. Rde1 Qd8 26. Qxg6+ $18) 24. Rde1 Qf8 $1) 23... Re7 $2 (23... gxf5 {Karpov: ?} 24. Rd3 $1 f4 (24... Ne7 25. Rxe7 $18) 25. Qxf4 {[#]} Qc2 (25... f6 $145 $1 $11 26. Qxf6 $11 (26. Rg3+ Rg7 27. Qxf6 Rxg3 28. fxg3 Qd2 $11) 26... Rg7 $11) 26. Rg3+ Kh7 27. Qf6 Rg8 28. Rxg8 Kxg8 29. Re8+ $18 {Karpov}) 24. Rxe7 $16 Nxe7 25. Bd3 (25. Rb1 Qd2) 25... Nf5 $2 (25... Re8 $2 26. Re1 Qd2 27. Re3 Qxa2 28. Rf3 d4 29. c4 $18) (25... Qa3 26. Re1 Kf8 (26... Nc6 $142 {RR} 27. Bxg6 Qf8 28. Bc2 $16) 27. Rxe7 Qxe7 28. Qh8# {#}) (25... Kf8 26. Rb1 Qd2 27. Rxb7 Qe1+ 28. Bf1 Qe6 29. Qh8+ Ng8 30. Qd4 $16) 26. Bxf5 $18 gxf5 27. Re1 Qxa2 28. Qxh6 $1 ({ Voreilig wäre} 28. Re3 {denn mit} f4 $1 29. Qxf4 Qb1+ 30. Kh2 a3 31. Rg3+ Qg6 {hat Schwarz eine böse Parade vorbereitet.}) 28... a3 29. Qg5+ Kf8 30. Qf6 Kg8 31. Qxf5 Qd2 32. Re7 $1 Rf8 33. Qg4+ Kh7 34. Re5 Qh6 35. Rh5 Ra8 36. Qf5+ $1 { und jetzt greift die Dame mit vernichtender Kraft in das Geschehen ein.} Kg7 37. Rxh6 Kxh6 38. Qf6+ Kh7 39. Qxf7+ Kh8 40. Qxb7 {Auch in dieser Partie sahen wir den "schwachen Isolani", aber zugleich sahen wir, wie viel Aufmerksamkeit ihm gewidmet werden muss, damit man keine böse Überraschung erlebt. Wichtig ist es aber, dass man die strukturbestimmende Schwäche, hier den Isolani, überhaupt einmal erkennt.} 1-0 [Event "Linares Anibal op 04th"] [Site "Linares"] [Date "1997.??.??"] [Round "8"] [White "Kharlov, Andrei"] [Black "Villavicencio Martinez, Adalberto"] [Result "1-0"] [ECO "C09"] [WhiteElo "2555"] [BlackElo "2275"] [Annotator "Donev,I"] [PlyCount "81"] [EventDate "1997.02.??"] [EventType "swiss"] [EventRounds "10"] [EventCountry "ESP"] [SourceTitle "CBM 058"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1997.06.01"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "1997.06.01"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,81,22,22,46,4,12,3,5,27,30,32,30,17,34,11,-6,17,30,36,32,29,32,32,53, 45,48,51,57,47,47,40,49,42,72,71,71,81,81,81,89,70,77,102,110,101,106,109,118, 108,108,113,119,110,110,114,122,118,120,120,123,69,63,46,46,46,55,57,57,57,57, 65,74,84,143,133,138,266,373,283,1030,942,1066,1090] Und hier eine äußerst lehrreiche Partie bei der ich zum überwiegenden Teil auf die Kommentare von GM Hajo Hecht zurückgreifen konnte. Gleichzeitig auch ein Beispiel dafür, dass schwächere Spieler meist glauben, dass sie durch rigoroses Abtauschen den Remishafen erreichen können. Das stimmt aber nicht, wie GM Kharlov nachweist, der sich auf die einfachsten strategischen Mittel stützen konnte, um die Partie erfolgreich zu Ende zu bringen.} 1. e4 c5 2. c3 e6 3. d4 d5 4. exd5 exd5 5. Nf3 Nc6 6. Bb5 Bd6 7. dxc5 Bxc5 8. O-O Nge7 9. Nbd2 O-O 10. Nb3 Bb6 {Ich glaube, dass das ein kleiner Fehler ist. Der Läufer gehört meines Erachtens nach d6, weil sonst die Gefahr besteht, dass er abgetauscht werden kann.} 11. Re1 Qd6 12. Be3 $1 {[%csl Rc5,Rd4,Re5] Und da haben wir den Salat auch schon.} Bxe3 ({Den Läufertausch kann Schwarz nicht vermeiden weil er nach:} 12... Bc7 13. Bc5 $1 {Material verliert.} Qf6 14. Bxc6 $18) 13. Rxe3 Bg4 14. h3 Bh5 (14... Bxf3 $142 15. Qxf3 Rad8 $14) 15. Be2 Rad8 16. Nfd4 {Nach jedem Figurenabtausch wird der Isolani noch schwächer. Es ist unverständlich, wieso der Nachziehende mit leichter Hand die Leichtfiguren tauscht. Vielleicht wollte die schwächere Seite aufgrund des grossen Elounterschiedes auf diese Weise remis erreichen?} Nxd4 $6 (16... Bg6 $142 17. Qd2 $14 {/\ (Dieses Symbol steht für "mit der Idee") Rd1 oder Re1}) 17. Nxd4 Bxe2 18. Qxe2 Nc6 {[#]} 19. Rd1 {Was kann sich Weiß mehr wünschen. Alle Figuren sind perfekt platziert. Die einzige offene Linie ist fest in weissen Händen, der Isolani vom Riesenspringer blockiert, sogar der weisse König steht besser - er hat das sogenannte Luftloch h3, und der Schwarze hat eine schwache 8 Reihe.} Nxd4 { Schwarz setzt seine Remis - Abtauschtaktik fort?} (19... Qg6 20. Qb5 Nxd4 ( 20... Rd7 21. Rde1 $16) 21. Rxd4 Qc6 (21... Qb1+ 22. Kh2 Qxa2 23. Re7 a6 24. Qb6 $1 Rde8 25. Rxe8 Rxe8 26. Qxb7 $16) 22. Qb3 $16) (19... Qd7 20. Nxc6 Qxc6 ( 20... bxc6 21. Re7 Qd6 (21... Rde8 22. Re1 Rxe7 23. Qxe7 $16) 22. Rxa7 $16 { Nun hat Schwarz zwar keinen Isolani mehr, aber um den Preis des a-Bauern, der Weiß zusätzlich einen gefährlichen Freibauern auf der a-Linie beschert.}) 21. Qd2 Rd7 22. Rd3 Rfd8 23. Rd4 b5 24. b3 {nebst c4 und der schwache Pd5 geht verloren.}) 20. Rxd4 Qc6 (20... Rd7 21. c4 Qa6 22. cxd5 Qxa2 23. Ra3 Qb1+ 24. Rd1 Qf5 25. Rxa7 Rxd5 26. Rxb7 $16) 21. Qd2 Rd6 22. Red3 Rfd8 {Karpov,A (2705) -Spassky,B (2640) Montreal 1979 (4) 1-0 [#] Alles klar. Beide Seiten haben die eigene schwere Artillerie um den schwachen Pd5 konzentriert. Es ist merkwürdig wie die weissen Figuren aufgebaut sind: Die Türme sind vor der Dame verdoppelt. An dieser Stelle erinnere ich mich an eine berühmte Partie , in der der Weltmeister auf gleiche Weise seine Schwerfiguren platziert hatte. Die oben erwähnte Partie werden wir demnächst analysieren.} 23. c4 $1 $18 { Der entscheidende Schlag. Der Isolani ist zum vierten Mal angegriffen und geht logischerweise verloren.} h6 24. Rxd5 Rxd5 25. Rxd5 Rxd5 26. cxd5 ({Mit der Dame zu schlagen, wäre ein grober Fehler, weil das Bauernendspiel Remis ist.} 26. Qxd5 $4 Qxd5 27. cxd5 Kf8 28. Kf1 Ke7 29. Ke2 Kd6 30. Kd3 Kxd5 $11) 26... Qd6 27. Qd4 a6 28. Kf1 Kf8 29. Ke2 Qe7+ 30. Qe3 Qb4 31. Qa3 $1 {Jetzt ist alles vorbei! Nur mit den Damen auf dem Brett hätte sich der Nachziehende auf taktische Weise retten können. Nach dem Damentausch ist das Endspiel elementar gewonnen.} Qxa3 32. bxa3 {Gewinn mit dem Mittelbauern, weil Schwarz keine Festung am Damenflügel aufrechterhalten kann.} Ke7 33. Kd3 Kd6 34. Kc4 b6 (34... b5+ 35. Kb4 Kxd5 36. Ka5 Kc5 37. Kxa6 Kc6 38. Ka5 Kc5 39. a4 b4 40. Ka6 Kc6 41. a5 {und die Bauernzüge des Schwarzen am Königsflügel erschöpfen sich bald.}) 35. a4 h5 36. h4 g6 37. g3 f6 38. f4 {Sichert Schwarz das wichtige Einbruchsfeld c5 mittels a5, so wandert Weiß mit Gesang via b5 ein.} Kd7 (38... a5 39. Kb5 Kc7 40. d6+ Kb7 41. d7 Kc7 42. d8=Q+ Kxd8 43. Kxb6 $18) 39. a5 $1 {Die letzte Kleinigkeit. Besorgt das Eindringungsfeld c5.} bxa5 40. Kc5 a4 41. a3 {Eine wunderbare positionelle Partie zum Thema: Spiel gegen den isolierten Damenbauer d5. Was dabei natürlich auch wichtig ist: Man muss für solche Partien freilich auch Bauernendspiele kennen und können, weil es im (Schach) Leben nichts umsonst gibt.} 1-0 [Event "Moscow op-A 16th"] [Site "Moscow"] [Date "2020.01.31"] [Round "7"] [White "IM Galperin, Platon"] [Black "GM Kunin, Vitaly L"] [Result "0-1"] [ECO "C41"] [WhiteElo "2460"] [BlackElo "2533"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "108"] [EventDate "2020.01.25"] [EventType "swiss"] [EventRounds "9"] [EventCountry "RUS"] [SourceTitle "Mega2020 Update 16"] [Source "Chessbase"] [SourceDate "2020.02.06"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "2020.02.06"] [SourceQuality "1"] {[%evp 0,108,19,38,82,72,82,72,97,56,76,16,62,61,65,35,42,40,36,46,45,45,72,61, 152,126,126,126,144,137,112,111,138,99,121,133,139,91,135,72,129,156,140,143, 157,119,173,115,195,150,150,155,155,156,173,171,156,191,206,141,168,201,201, 194,207,210,210,143,143,187,187,66,124,135,80,82,34,-42,54,49,40,0,54,97,154, -19,153,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,-29993,-29994,-29995,-29996,-29997, -29998,-29999,-30000]} {Eine sehr interessante Begegnung zwischen einem 17-jährigen aufstrebenden ukrainischen IM und einem etablierten eingedeutschten GM. Die Partie wurde heuer Ende Jänner beim Open Moskau gespielt. Die Partie ist für mich lehrreich vor allen im Hinblick auf meine computergläubigen Schachfreunde, die noch immer glauben, dass eine +2,5 und +-Bewertung vom Computer schon "automatisch" den Sieg bedeutet. Dem ist aber nicht so.} 1. e4 d6 {Ein Zug, mit dem die Philidor-Verteidigung beginnt. Es können daraus jetzt auch noch andere Eröffnungen entstehen.} 2. d4 Nf6 3. Nc3 e5 4. Nf3 ({Den Verlust der Rochade muss Schwarz nach} 4. dxe5 dxe5 5. Qxd8+ Kxd8 {und Damentausch nicht besonders fürchten.} 6. Nf3 Bd6 $14) 4... Nbd7 5. Rg1 {Das kommt nicht so häufig vor.} (5. Bc4 {oder}) (5. Be2 {führen zu "normalen" und gewohnten Stellungsbildern.}) 5... g6 6. g4 Bg7 7. g5 Nh5 8. Be3 O-O 9. Qd2 c6 {Nicht so stark, aber irgendwie logisch, denn Weiß wir groß rochieren und dann geht es darum, wer früher zum Bauernsturm oder Figurenangriff auf den gegnerischen König kommt.} 10. O-O-O b5 $2 {In den Anmerkungen zu dieser Partie schreibt GM Kunin: "Ich hatte früher an dieser Stelle schon Dc7 oder Te8 gespielt, konnte mich aber nicht daran erinnern, warum sofort b5 nicht geht." Wie tröstlich das für unsereins klingt, dass auch Profis vergessen, warum Varianten nicht gehen.} 11. a3 $1 a5 $2 {GM Kunin weiter: "Die Stellung war ohnehin schon schlecht, danach ist sie verloren!" Und was würde ich zu meinen Schülern sagen? Schrecklich, wie kann man denn nach 11 Zügen schon auf Verlust stehen, würde ich sagen und empfehlen: Wenn du schon Philidor spielst, dann schau dir die Eröffnung wenigstens kurz an. Mea culpa, manchmal urteile ich ungerecht, denn der GM hat die Eröffnung wahrscheinlich schon einige Male angeschaut.} 12. d5 $1 {Dazu notiert GM Kunin: "So gruselig bin ich aus einem Philidor schon lange nicht mehr rausgekommen: nach 12...b4? 13.dxc6 bxc3 14..Dxd6 hat Schwarz nicht mehr die Möglichkeit 14. ...Da5. Er verliert einen Bauern und steht obendrein schlecht. Und das die nächsten (gefühlten) 100 Züge lang...} c5 13. Bxb5 ({Etwas besser scheint} 13. Nxb5 {zu sein.}) 13... Rb8 14. a4 Nb6 15. b3 Bh3 $6 16. Bc6 Nf4 17. Rg3 Bc8 18. h4 Ba6 19. Nb5 c4 20. Kb1 cxb3 21. cxb3 Nc8 22. Rc1 Ne7 23. Ka2 Rc8 24. Rgg1 f5 25. gxf6 Rxf6 26. Ng5 h6 27. Bxf4 exf4 28. Nf3 Rb8 29. Nbd4 Rb4 30. Bb5 Bxb5 31. axb5 Qb6 32. Nc6 Rf7 {Für meine Computergläubigen: Hier steht Weiß mit +21 klar auf Gewinn. Es kann also nichts mehr passieren?!} 33. e5 {ist nicht ganz so stark, sollte aber auch reichen.} (33. Nxe7+ Rxe7 34. Rc8+ Re8 ({ denn} 34... Kh7 {scheitert wohl an} 35. Ng5+ hxg5 36. hxg5) 35. Rxe8+ Kf7 36. Rc8 {mit +24 Computerbewertung}) 33... Qxb5 {und Weiß steht "nur mehr" mit +3 besser.} 34. Nxb4 $4 {und plötzlich ist die Stellung nur mehr ausgeglichen.} axb4 35. Rgd1 Rf8 36. Kb1 Ra8 37. Rc2 Ra3 38. Qd3 Qa5 39. Kc1 dxe5 $6 {und danach steht Weiß laut Computer wieder auf Gewinn.} (39... Qa7 $14) 40. d6 e4 41. Qc4+ $6 ({aber nach} 41. Qxe4 $18 {wäre ich wohl vermutlich noch immer verloren gewesen. sagt der GM.}) 41... Kh7 {Sehr interessant zu beobachten ist für mich, dass viele Partien um den 40. Zug herum verloren gehen, weil Fehler gemacht werden, nachdem die Zeitnot überstanden ist und plötzlich die ganze Anspannung, die während der Zeitnot besteht, abfällt.} 42. dxe7 $4 {Nun habe ich wieder Chancen, sagt der GM, Und auch der Computer sieht eine ausgeglichene Stellung, obwohl Weiß einen Mehrturm hat und zusätzlich eine neue Dame vor der Tür steht.} e3 $1 43. fxe3 fxe3 44. Rb2 Ra1+ 45. Kc2 Qf5+ 46. Qd3 Qc5+ 47. Qc4 Qf5+ 48. Qd3 Qxf3 49. e8=Q Qg2+ 50. Rd2 Qg1 51. Qdxe3 { Weiß schlägt den gefährlichen Bauern und ist plötzlich selber hin!} (51. Qc4 Rc1+ 52. Kd3 Rxc4 53. Kxc4 exd2 54. Rxd2 Qc1+ 55. Kd3 Qc3+ 56. Ke2 Qxb3 { und das dürfte wohl remis sein.}) 51... Rc1+ 52. Kd3 Qf1+ 53. Re2 Rc3+ 54. Ke4 Qf5# {Dame und Qualität hat Weiß noch immer mehr, aber das Matt wiegt schwerer.} 0-1 [Event "Montreal"] [Site "?"] [Date "1979.??.??"] [Round "4"] [White "Karpov, Anatoly"] [Black "Spassky, Boris"] [Result "1-0"] [ECO "D37"] [WhiteElo "2705"] [BlackElo "2640"] [Annotator "Toefferl,Heimo"] [PlyCount "81"] [EventDate "1979.??.??"] {[%evp 0,81,19,31,14,-14,-11,0,0,6,29,15,11,21,46,61,51,-14,15,40,53,36,19,-12, 169,9,46,72,67,51,46,69,72,17,21,37,46,32,63,42,63,32,37,39,36,42,76,69,64,69, 69,72,70,58,60,48,58,50,59,50,59,40,50,38,57,27,81,24,57,89,137,143,139,126, 130,122,119,119,432,443,442,456,461,462]} {Eine sehr interessante und lehrreiche Partie erwartet uns, wobei wir nicht vergessen wollen, dass sich zwei Weltmeister gegenüber sitzen. Ich bin natürlich nicht in der Lage, auf irgendwelche Feinheiten im Spiel der beiden Weltmeister hinzuweisen. Es geht mir ausschließlich darum, das Spiel gegen den Isolani zu zeigen. Nicht mehr und nicht weniger, aber sehen wir uns das Spektakel trotzdem an.} 1. d4 Nf6 2. c4 e6 3. Nf3 d5 4. Nc3 Be7 5. Bf4 {Eine recht häufig anzutreffende Variante im Damengambit.} O-O 6. e3 c5 7. dxc5 Nc6 8. Qc2 Qa5 9. a3 Bxc5 10. Rd1 Be7 11. Nd2 Bd7 12. Be2 Rfc8 13. O-O Qd8 14. cxd5 exd5 {[#] Und der Isolani erscheint auf dem Brett.} 15. Nf3 {Der Springer kehrt zurück, um das Feld VOR dem Isolani zu sichern.} h6 16. Ne5 {Bei solchen Zügen sehen wir wieder den Unterschied zwischen Mensch und Maschine: Die Engine hat diesen Zug natürlich nicht unter den vier besten möglichen Zügen gereiht, sondern schlägt Db3 oder Sd4 vor. Mein Vertrauen gehört trotzdem dem Weltmeister, auch wenn ich zugeben muss, dass der WM in einem Wettkampf über mehrere Partien den heutigen Computern unterliegen wird. Und es muss gar kein Supercomputer sein; ein besseres Handy reicht wahrscheinlich auch. So ändern sich eben die Zeiten und die Turnierveranstalter werden noch viel Geld und Hirnschmalz inverstieren müssen, um einen möglichen Betrug mit elektonischer Hilfe auszuschließen. Bevor ich es zu sagen vergesse: Der Zug (Se5) folgt dem Motiv, möglichst viele Leichtfiguren abzutauschen, da mit jedem Abtausch der Isolani schwächer wird.} ({Für ungeübtere Schachfreunde:} 16. Nxd5 {verbietet sich, wegen} Nxd5 17. Rxd5 Nb4 {und dem Verlust der Qualität.}) 16... Be6 17. Nxc6 Rxc6 ({ Nicht gut wäre hier} 17... bxc6 {was dem Isolani nicht nur in "hängende Bauern" umwandeln würde, sondern hier vor allem nach} 18. Ba6 {die Qualität kostet.}) 18. Bf3 Qb6 19. Be5 {sichert wieder das Feld VOR dem Isolani.} Ne4 { Das ist ein Beispiel dafür, dass der Isolani nicht nur Schattenseiten hat. So wie hier bietet er einem Springer im Zentrum einen starken Stützpunkt. Ein anderer Weltmeister, der Patriarch Botwinnik, spielte sehr gerne mit dem Isolani auf d4, weil er im Feld e5 einen guten Stützpunnkt für den Springer fand. So sieht man auch im Schach, dass Gusto und Ohrfeigen verschieden sind.} 20. Qe2 Nxc3 (20... Bf6 {funktioniert leider auch nicht, wegen} 21. Nxd5 Bxd5 22. Rxd5 Ng5 23. Bg4 Bxe5 24. Rxe5 {und der Isolani ist trotzdem futsch.}) 21. Bxc3 Rd8 22. Rd3 Rcd6 23. Rfd1 R6d7 24. R1d2 Qb5 25. Qd1 {Und diese Stellung mit den Positionen, die die Schwerfiguren einnehmen, sollte uns irgendwie bekannt vorkommen.} b6 26. g3 Bf8 27. Bg2 Be7 28. Qh5 a6 29. h3 Qc6 30. Kh2 Qb5 31. f4 f6 32. Qd1 Qc6 33. g4 g5 34. Kh1 a5 35. f5 Bf7 36. e4 Kg7 37. exd5 Qc7 38. Re2 {Auf der verzweifelten Suche nach Gegenspiel werden sehr oft nächstliegende Drohungen übersehen. Dazu ist die nervliche Anspannung zu berücksichtigen, denn natürlich spürt und sieht Schwarz seit geraumer Zeit, dass seine Stellung auf Dauer kaum zu halten sein wird.} b5 $2 39. Rxe7 Rxe7 40. d6 Qc4 41. b3 {Ein nettes Beispiel mehr dafür, welche Nachteile ein Isolani mit sich bringt und wieviel Geduld von der Gegenseite trotzdem aufgebracht werden muss, um diese Nachteile auch verlässlich nachzuweisen.} 1-0